Die arme Poetin mit der klebrigen Tastatur

FegefeuerWerkstattbericht 12. Juli 2015

Eigentlich wollte ich jetzt die Szene fertigstellen, in der Desiree Gerhild mit der Anschuldigung konfrontiert, sie sei die Vandalin. Aber ich fürchte, ich muss zuerst das Problem lösen, wie ich die geschmolzene Margarine und den Nektarinensaft aus meiner Tastatur bekomme. Wääääh, das ist soooo fokken eklig! Egal, wo ich hinfasse, alles klebt, fettet und schmiert! In der letzten halben Stunde hatte ich versucht, der Sache durch wohlwollendes Ignorieren Herr zu werden und mich beim Schreiben einfach nicht um das Elend auf meiner Tastatur zu kümmern. Das Ergebnis ist, dass jetzt alles mit Margarine-Nektarinen-Schleim vollgematscht ist: meine Finger, die Teetasse, der Stift, der Notizblock, der Aschenbecher, die Stereoanlage … Und nein, hier folgt jetzt keine spannende Geschichte, wie die Margarine und der Nektarinensaft auf meine Tastatur gelangt sind. Die sind da auf genauso unspektakuläre Weise hin gekommen wie der Kaffee, die Kekskrümel, Reiskörner, Sesamkörner, Brötchenkrümel und all die anderen Dinge, die so anfallen, wenn man sich schmausend über die Tastatur beugt.

Hm, ich frage mich gerade, ob das vielleicht die moderne Version von Spitzwegerichs armem Poeten ist: der Autor, der zwar nicht in einer totalen Bruchbude lebt, dafür aber seine Texte mit einer komplett vollgeschmodderten Tastatur tippt.

Anm. d. Verlegerin: Ich würde sagen: ja.

Nun gut, genug lamentiert. Jetzt aber mal Butter bei die Fische, äh, nein, im Gegenteil, weg damit, weg mit der Margarine von der Tastatur! Schließlich will ich ja ungestört weiterschreiben, damit ihr erfahrt, wie Gerhild auf Desirees Vorwürfe reagiert …

Gastroman von Nadine Muriel, E-Book, ca. 200 Seiten, 0,99 €