Aller Anfang ist schwer
Über Nacht Autor mit Verlagsvertrag werden? Das ist durchaus möglich. Doch dann muss auch Text kommen, und damit fingen für Alicia Mirowna die Probleme an. Zum Glück fand sie während der Schreibphase zum Lit.Limbus Dance Floor in Bettina Unghulescu nicht nur eine geeignete Lektorin, sondern auch eine knallharte Sparringspartnerin, die mir, der Verlegerin, die eine oder andere Überraschung bereitete, wie zum Beispiel dieses Interview. Hier kommt der zweite Teil.
Bettina Unghulescu (BU): Als ich diese Geschichte las, fragte ich mich, ob man daraus nicht etwas mit Ballett machen könnte …
Alicia Mirowna (AM): Das war super! Denn ich liebe das klassische Ballett. Als Kind bin ich fast öfter im Ballettsaal als zu Hause gewesen, aber für eine Karriere fehlte mir wie gesagt der Körper eines Tänzers. Also habe ich danach getrachtet, dass meine Kinder diese heimliche Leidenschaft übernehmen und es hat funktioniert. Meine Kleine geht in die Anfängerklasse und meine Große bekommt demnächst Spitzenschuhe. Und beide wollen natürlich Tänzerinnen werden. – Als ich ihnen dann sagte, dass ich einen Ballettroman schreiben soll, waren sie ganz aus dem Häuschen und ich hätte am liebsten sofort losgelegt.
BU: Aber ganz so einfach war es natürlich nicht!
AM: Stimmt. Dann kamen nämlich drei aufreibende Wochenenden mit dir, an denen wir beide das Exposé für den ersten Band zusammenstellten. Außerdem hatte ich so etwas noch nie gemacht, sondern immer alles heruntergeschrieben, was mir in den Sinn kam. Das machte es auch für dich zu einem harten Stück Arbeit. Ich hoffe, du hast diese Zeit inzwischen verdaut …
BU (lacht): Leidlich! Jedoch war es mal wieder ganz gut, aus dem Elfenbeinturm herauszukommen. Und dein Mokka war erstklassig. Weißt du noch, wie du fast an der ersten Szene des ersten Bandes verzweifelt wärst?
AM (nickt): Oh ja … am Abendbrottisch mit Molly und ihren Eltern. Wie könnte ich die vergessen! Als ich meinen Mädels mit stolz geschwellter Brust diese Szene zum ersten Mal vorlas, haben sie mich glatt ausgelacht. Und das wurde auch nicht besser, bis du mir dabei geholfen hast. Danach ging es besser. Und dann noch der Werkstattbericht … Wenn ich ihn jetzt lese, habe ich trotz aller Anfangsschwierigkeiten das Gefühl, eine Menge geschafft zu haben.
BU: Weshalb die Arbeit am zweiten Band wesentlich flotter von der Hand ging.
AM: Da sagst du was. An Band 1 habe ich ja noch nächtelang herumgefeilt, während ich die „Eisprinzessin“ schon fast aus dem Ärmel geschüttelt habe. Da war natürlich viel Recherche nötig, weil ich mich zwar mit Ballett, nicht jedoch mit Eiskunstlauf auskenne. Und finde mal im Sommer eine Eishalle mit Winterbetrieb! Also habe ich viel gelesen und mich mit Mitgliedern diverser Eiskunstlaufclubs unterhalten. Aber die Angst, dass ich an der Zielgruppe vorbeischreiben könnte, hat sich erst beim dritten Band gelegt.
BU: Na ja, du bist altersmäßig eben näher an den Jugendlichen in Band 3 dran als an den 12-jährigen in den Bänden 1 und 2.
AM: Stimmt. Trotzdem habe ich mich ein bisschen vergriffen, wie manche Leser meinten, weil ich auch „böse“ Worte verwendete wie Schimpfwörter. Die haben einigen nicht gefallen.
BU: Dir aber schon, oder?
AM: Natürlich, sonst hätte ich sie ja nicht eingebracht! Aber es stimmt, die Sprache ist schon recht, hm, kraftvoll, und das fanden auch meine jungen Testleser. Zwar können die auch fluchen wie die Bierkutscher, aber ein gedrucktes F*** hat noch eine ganz andere Wirkung. In diesem Fall hatte es zur Folge, dass so manches Wort nicht ausgesprochen wurde (lacht).
BU: Und haben dir die 12-jährigen bestätigt, dass du an ihnen „vorbeigschrieben“ hast?
AM: Nein, überhaupt nicht, was mich selbst überrascht hat.
BU: Die Verlegerin fand das natürlich auch gut, und als sie merkte, wie sehr du an dir zweifelst, hat sie vorgeschlagen, ein paar Jahre vergehen zu lassen, damit die Figuren im dritten Band älter sind und du sicherer wirst.
AM: Ja. Gott sei Dank.
Für Überraschungen sind Bettina und Alicia immer zu haben, denn sie hatten definitiv kein Problem damit, von der ursprünglichen Serienplanung abzuweichen. Lest morgen, was sie zum dritten Band und zum Thema „Schwanensee“ in Teil 3 zu sagen haben: Schwänchen ahoi!