Werkstattbericht 13. Mai 2015
Hach, was hatte ich mich darauf gefreut, das Date von Desiree und Vico zu schreiben! So eine hübsch romantische, prickelnde Szene hat man ja nicht oft. (Okay, für Liebesromanautoren dürfte das nicht so ungewöhnlich sein. Aber ich bin ja eher im Genre Horror beheimatet. Da wird halt mehr gemetzelt als geknutscht.)
Eigentlich wollte ich die Date-Szene morgen Abend so richtig zelebrieren, es mir zum Schreiben bei Kerzenschein gemütlich machen, dazu verträumte Musik einlegen … Und dann?! – Dann wurde ich mit der vorangehenden Szene, in der Desiree sich auf das Date vorbereitet (bzw. versucht, ihre Mutter darauf vorzubereiten), wider Erwarten bereits heute Nachmittag fertig. Und wie das so ist, sprintete ich mal wieder vom Schreibtisch zum frühabendlichen Kundentermin in Mannheim und hatte hinterher eine halbe Stunde Wartezeit am OEG-Bahnhof, die genauso überbrückt werden wollte wie die anschließende ca. 45-minütige Fahrt nach Hause … Und was bietet sich da Sinnvolleres an, als einfach weiterzuschreiben?
Nun gut, um es kurz zu machen, die wunderbar romantische Date-Szene ist letztendlich nicht in einer anheimelnden, stilvollen Atmosphäre bei mir zuhause entstanden, sondern in der verratzten nächtlichen OEG-Bahn zwischen krassen Checkern mit Baseballkappen, die laut grölend mit Wodka vorglühten, kreischenden Partymäuschen, müffelnden Typen in Unterhemd & Jogginghose, einem Halbwahnsinnigen, der in Gebärdensprache Selbstgespräche führt, und all den anderen Leuten, die so spätabends / nachts in der OEG durch die Rheinebene zwischen Heidelberg und Mannheim gondeln. Als ich zuhause ankam, waren Desiree und Vico längst fertig mit Daten.
Na ja, die Kerzen und die verträumte Mukke hab ich jetzt mal weggepackt, vielleicht brauch ich sie ja irgendwann noch für eine andere liebliche Szene.
Gastroman von Nadine Muriel, E-Book, ca. 200 Seiten, 0,99 €