Sozialer-Brennpunkt-mäßig

FeuertanzWerkstattbericht – Januar 2015

Und noch etwas fand meine Verlegerin an dem neuen Kapitel witzig, nämlich wie Sabrina ganz sozialer-Brennpunkt-mäßig abgeht und sich ereifert, als sie erfährt, dass die Kostüme zerstört sind. Hoppla, das war mir beim Schreiben gar nicht aufgefallen, dass diese Stelle irgendwie sonderlich cool ist. Also, ich musste da nicht arg lang grübeln, wie Sabrina sich verhält (okay, kurz hab ich auf http://www.rindvieh.com nachgeschaut, als mir irgendwann die Ideen ausgingen, um mich für neue Schimpfwortkreationen zu inspirieren, das ist alles) und fand es eigentlich auch nicht allzu spektakulär. Irgendwer pöbelt ja eh immer. Tja, offenbar sind die Jahre im Hasenleiser doch nicht so spurlos an mir vorübergegangen. Ich hab zwar damals in einer Studi-WG gewohnt, die Diskussionen um Putzplan etc. liefen also eher akademisch, aber dafür hatten wir einen Balkon direkt zum Parkplatz, auf dem die ansässigen Jugendlichen immer ihre allabendlichen Balz- und Kampfrituale ausgeführt haben. Da haben wir immer gesessen, kannten nachher auch die Leute ringsum und so bleibt auf Dauer wohl doch einiges hängen. Das schlägt sich offenbar jetzt, Jahre später, in der Figur der Sabrina aus Neukölln in meinem Ballettroman nieder. Aber als unverkennbare Hasenleiser-Autorin bin ich ja in bester Gesellschaft, der Eichendorff hat doch auch „In einem kühlen Grunde“ geschrieben, nachdem eine Bitch aus dem Hasenleiser ihm fremdgegangen ist. (Und insgeheim habe ich mich immer gefragt, ob nicht auch der Chiller im Hasenleiser war und die Begrüßungsrituale auf unserem Parkplatz beobachtet hat, als ihm die Idee mit „alle Menschen werden Brüder“ kam).

Gastroman von Nadine Muriel. E-Book, 0,99 €, ca. 286 Seiten, mit verlinktem Glossar.