Nach dem zweiten Kapitel brauchte ich selbst eine kleine Pause. So viel geballtes Unglück und Aggression erträgt man auch literarisch nur schwer. Warum schreibe ich das dann überhaupt? – Weil trotz der Bemühungen unserer allseits bekannten Familienministerin Familie selten etwas mit Harmonie zu tun hat. Harmonie entsteht, wenn wirklich NICHTS anliegt. Das kommt durchaus vor. Diese seltenen Momente der Glückseligkeit – die Eltern schauen sich tief in die Augen, die Kindlein spielen, ohne sich zu verletzen – sind furchtbar langweilig, weshalb sie auch immer ganz schnell wieder ausgeräumt werden. Harmonie ist etwas für Yoga-Fans und Tai-Chi-Fanatiker. Die müssen sich nur mit sich selbst beschäftigen und nicht so ein kompliziertes Gefüge wie eine Familie am Laufen halten …
Zurück zum Inhalt: Robert hat was vor. Und er ahnt, dass es Babett nicht schmecken wird. Aber es geht nicht anders, weil sein Arbeitsplatz davon abhängt, mit dem er einen großen Teil der Kaufraten fürs Haus finanziert. Denn – oh ja, auch das machen Familien – die Walthers haben ein altes, saniertes Haus gekauft, das sie mit Babetts Mutter Thea bewohnen. Also, Robert muss für ein paar Monate ins Ausland, um ein Projekt zu betreuen. Ausgerechnet jetzt! Babett ist überhaupt nicht angetan von der Idee, ganz alleine mit „diesen Wahnsinnigen“ zu sein, aber sie beugt sich zähneknirschend. Der Abschied am Flughafen verläuft auch entsprechend frostig-verwirrt.
Die echte Tante Thea sieht das kritisch: „In einen Familienroman gehören schöne Sachen, nicht so viel Zank und Streit und Elend!“ Na ja – wenn man es am Anfang so schlimm wie möglich macht, ohne unglaubwürdig zu erscheinen, dann ist das Ende umso schöner. Aber ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich wirklich ein Happy End baue oder … Na ja, wir werden sehen!