In der Ausschreibung ist von Phasen die Rede. Warum?
Es wird mindestens zwei Handlungsebenen geben, die man ohne detaillierte Absprachen nicht einfach runterschreiben kann. Deshalb habe ich das Projekt in Phasen aufgeteilt. Sobald Phase 1 einigermaßen ausgearbeitet ist, werde ich Details zu Phase 2 bekanntgeben.
Das klingt kompliziert. Sicher fühlt sich davon mancher abgeschreckt.
Die Idee zur Anthologie stammt vom Romanprojekt „Chess Crack“, das ich 2012 mit einer Studentengruppe durchgeführt habe. Die Konzeption war etwas kniffelig. Den Roman dazu konnte ich jedoch innerhalb weniger Tage schreiben. Da kam es mir zugute, dass etliche Zwischenschritte vorab geplant worden waren. Übrigens habe ich bei diesem Projekt meine Liebe zu ausführlichen Exposés entdeckt. 😉
Es mag abschreckend wirken, jedoch ist die Hauptarbeit, die Planung, bereits erledigt und erfolgreich „durchgespielt“. Teilnehmende müssen sich wirklich nur noch an die Augabenstellung halten und können Fragen stellen, falls etwas unklar ist.
Ich kann nur eine Handlungsanweisung zu Phase 1 sehen. Ist der Post kaputt?
Teilnehmende sollen sich zunächst ausschließlich mit Phase 1 beschäftigen. Beginn und Bedingungen der 2. Phase werden bekannt gegeben, sobald ich Phase 1 für abgeschlossen halte.
Wie geht es in Phase 2 weiter?
In Phase 2 werden weitere Figuren unter die Lupe genommen, die in Phase 1 noch nicht zum Zuge kamen.
Wäre es für die Teilnehmenden nicht lustiger, wenn sie von Anfang an den ganzen Plot kennen?
Aus meiner Sicht sprechen 3 Dinge dagegen, das Konzept der Roman-im-Roman-Anthologie gleich komplett zu erklären:
1. Ich müsste so viel erklären, dass die Geduld der Interessenten arg strapaziert würde.
2. Danach bleibt nicht mehr viel Platz für neue Ideen der Teilnehmenden.
3. Der ganze Spaß wäre futsch, sowohl für mich als auch für die Teilnehmenden.
Ein Projekt mit mindestens zwei Handlungsebenen, aufgeteilt in mehrere Phasen – das klingt, als wäre das ein auf mehrere Monate ausgelegtes Projekt. Ob das viele Autoren durchhalten?
Gerade weil es ein umfangreiches Projekt ist, habe ich es in kürzere und damit rascher zu bearbeitende Phasen eingeteilt. Dazu gibt es relativ knappe Deadlines. Z.B. vergehen von der Veröffentlichung der Ausschreibung bis zum Einsendeschluss der Idee gerade mal etwas mehr als 4 Wochen. Für die Fertigstellung der Kurzgeschichte bekommt der Teilnehmende anschließend noch einmal 4-6 Wochen Zeit. Das halte ich für überschaubare Zeitrahmen, in denen auch die Motivation gehalten werden kann.
Außerdem bietet gerade die Komplexität viel Platz für eigene Ideen der Teilnehmenden. Jedes Genre kann angewendet werden.
Handelt es sich um ein reines Krimi-Setting?
Nein. Das fantastische Kulturdezernat muss mit allen Mitteln versuchen, den Plot zu retten und wendet dabei jedes Genre an, das es gibt. Eine Hotelzimmertür öffnet sich, dahinter: das Innere eines Raumschiffs. Hinter der nächsten Tür: die Schiffskajüte von Thomas Cook, ein Urwald, ein napoleonisches Schlachtfeld, der Marianengraben, ein Gelehrtenzimmer. Was immer den Teilnehmenden einfällt, kann einfließen.
Es werden einige Figuren ausgegeben. Was passiert mit Figuren, die von den Teilnehmenden nicht ausgewählt wurden?
Nur so viel: Nichts geht verloren. 🙂
Welche Anforderungen müssen die Texte erfüllen, damit sie in die Anthologie aufgenommen werden?
Es gibt nur die üblichen langweiligen Anforderungen: überwiegend korrekte Orthografie und Grammatik, Beherrschung der Interpunktion, die Fähigkeit, die richtigen Worte auszuwählen, insgesamt spannend zu erzählen, ohne den Text zu überfrachten. Aber hier kann ja beim Lektorat nachgeholfen werden.
Ich habe noch nie einen Krimi geschrieben oder bringe eigentlich nicht so gern Figuren um. Deshalb will ich mir auch kein Mordmotiv ausdenken.
Ich zitiere mal die Aufgabenstellung:
Da jede (Figur) den Mord begangen haben könnte, brauche ich von dir (…)
Frage zu den 7 noch namenlosen Gästen: Dürfen Sie sich gegenseitig ermorden oder muss mindestens eine der anderen Gestalten als Täter oder Opfer auftauchen?
Die „Namenlosen“ dürfen ihre Opfer frei wählen.
Könnten die 7 namenlosen Gäste auch eine Person sein?
Wenn es dafür eine Erklärung im Sinne des Kulturdezernats gibt, wieso nicht?
Müssen die Figuren zwingend menschlich sein?
Äußerlich sollten sie menschlich sein. Innen darf sich gern eine Überraschung verstecken.
Wenn sich jede Figur ein Opfer aussucht, arbeitet man quasi an 2 Figuren.
Genau. Die Feinheiten werden hinterher abgestimmt.
Das bedeutet auch, dass man quasi immer aus der Sicht des Mörders schreibt.
Aus sicht des potenziellen Mörders. Ob die Figur wirklich gemordet hat, wird später vom Kulturdezernat entschieden.
Man schreibt also quasi Kurzgeschichten zu den Hotelgästen, die später in die Rahmenhandlung eingefügt werden.
Genau.
Hui! Wo kommt denn auf einmal das Cover her?
Das Cover wurde 2012 von Jan Burre für den Heftroman „Chess Crack“ erstellt.
Hier geht es zur Ausschreibung: https://textflash.de/?p=44240