Wundervolle 4-Sterne-Rezi zu "Der stille Ruf des Todes" und ein paar Antworten zu den Fragen der Rezensentin

Danke, danke, danke für diese Rezi!
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Ein paar Sätze zu diesen Passagen:
Was mich ein wenig gestört hat: Manchmal kam ich mir vor, als würde ich in einem Vortrag über Anorexie sitzen, insbesondere wenn die etwas hysterisch anmutende Polizistin über das Thema referierte. Das hat mich leider immer wieder aus dem Lesefluss gerissen.
Das sollte natürlich nicht so sein. Was hättest du dir gewünscht?
Für mich waren diese Passagen eine Erholung, denn da konnte ich einfach mal was schreiben, ohne zu tief ins Thema vordringen zu müssen. Selbst die Fakten sind manchmal kaum zu ertragen, besonders, wenn es um einen nahen Angehörigen geht. Vielleicht hilft dir diese Erklärung, zu verstehen, warum es stellenweise etwas trocken geraten ist.
Die hysterische Polizistin ist selbst auch an einer Essstörung erkrankt. Ihr Zustand ist nicht akut, aber das Thema nimmt sie natürlich mit. Die “Hysterie” oder die, hm, sagen wir: Empfindsamkeit habe ich bei vielen Betroffenen und deren Angehörigen gespürt. Das Thema versetzt die Beteiligten in einen ununterbrochenen Ausnahmezustand. Um es mal dramatisch auszudrücken: Der Körper kämpft mit den letzten Kraftreserven ums Überleben, während der Kopf sterben will. Wenn man diesen Schwebezustand übersteht, dann bleibt immer noch die Erinnerung an diesen, hm, ja, Todeskampf. Es dauert sehr lang, bis man sowohl als Betroffener als auch als Angehöriger gelernt hat, damit umzugehen und nicht wieder in diesen Ausnahmezustand zurückzufallen.
Auch fand ich persönlich das Ende etwas abrupt und hätte mich über ein klein wenig mehr Information gefreut.
Ich hatte keine Kraft mehr 🙂 Deshalb habe ich den Roman an dieser Stelle (vorerst) enden lassen. Dazu kommt, dass es eigentlich bei dieser Erkrankung kein Happy End gibt. Wenn man sie übersteht, dann können gravierende körperliche Schäden zurückbleiben. Osteoporose, Nierenschäden, Gehirnschrumpfung mit damit einhergehenden (lebenslangen) psychischen Beeinträchtigungen sind möglich, um nur einige zu nennen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Betroffene trotz “Heilung” früher stirbt, ist hoch. Und leider muss ich an dieser Stelle auch die (lebenslange) Stigmatisierung durch das Umfeld und teilweise sogar die behandelnde Instanz erwähnen, mit der sich Genesene und Angehörige konfrontiert sehen. Gerade bei diesem letzten Punkt ist es schwierig, passende Worte zu finden, ohne ins Klischee abzurutschen.
Ein weiterer Punkt, warum der Roman an dieser Stelle endet: Der Heilungsprozess geht jetzt erst richtig los. Körperlich mag es von außen betrachtet schnell gehen. Der Betroffene nimmt zu und sieht wieder “gesund” aus. Was man nicht sieht, sind z.B. die Herz-Kreislauf-Probleme oder die unerträglichen, z.T. psychosomatischen Schmerzen, die der Genesende ertragen muss. Die schlaflosen Nächte, weil die Psyche nicht mitspielt oder für “Gesunde” normale Situationen als Bedrohung in Träumen verarbeitet. Die Veränderungen in dem sozialen Gefüge, in dem sich der Betroffene aufhält, sind immens, mitunter wird dieses Gefüge zerstört und muss neu aufgebaut werden, wenn es überhaupt geht. Das sind nur einige wenige Punkte, für die mindestens weitere 200 Seiten nötig wären. Aber soweit war ich noch nicht.
Angenommen, ich würde eine Fortsetzung schreiben, was wünscht du dir, liebe Rezensentin?

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