Im Rausch: Das Übel mit den Pseudonymen

Weil es nach wie vor zutrifft, wiederhole ich hier den Post Warum noch ein Pseudonym?, der bereits am 25.09.2016 erschien. Manche Dinge ändern sich eben nie.

Michaela Stadelmann ist ein Name, den man sich eigentlich ganz leicht merken kann. Nach nunmehr 42 Jahren auf dieser Erde bin ich jedoch zu der Überzeugung gekommen, dass nur ich mir meinen Namen richtig merke. Ich habe deshalb ein paar Namensunfälle aufgeschrieben, die mich neben der Überzeugung, dass ein Roman sich mit dem passenden Namen besser vermarkten lässt, zu meinen Pseudonymen Bettina Unghulescu und Alicia Mirowna brachten:

Anfangs war es der „Wurzel-Spleen“: Wo komme ich her bzw. meine Familie, was kann man mit diesem Wissen anfangen etc. Verstärkt wurde das Ganze durch die Tatsache, dass sich meine Gesprächspartner im besten Fall an Manuela erinnern, aber nie an Michaela. (Im Standesamt wurde ich sogar zur Andrea … Aber nie zum Horst.) Warum ist das so? Es gibt doch sogar einen Schlager, der „Michaela“ heißt. Sollte ich mich bei Bata Ilic beschweren, dass er mir ungewollt das Leben so schwer macht? – Auf den Ersatznamen Bettina fiel die Wahl eher zufällig. Er klingt ganz nett und ist für Leute, die nicht Michaela heißen, gut zu merken. Und bei Unghulescu handelt es sich um die romanisierte Form meines Mädchennamens. Wer mag, kann sich auf einer Übersetzungsdatenbank informieren, von welchem Namen sich diese rumänische Form ableitet. – So verfasste ich meine ersten Romane unter diesem sehr schönen, aber für viele Leser unaussprechlichen Pseudonym, weshalb ich es schnell wieder zu den Akten legte.

Für die Ballettromane musste was Schmissiges her, am besten was Russisches. Ganz ohne Wodka entstand so Alicia Mirowna, mein osteuropäisches Alter Ego, das zweimal sieben Ballettromane verfasste. Alicia wurde wahrscheinlich wegen des thematischen Konditionierung Russland – Ballett von den Lesern so gut angenommen.

Und nun zum Schweden-Krimi, der unter meinem richtigen Namen erscheinen sollte: Mi-cha-e-la-Sta-del-mann. Das sind sieben Silben, bei denen man viel falsch machen kann. Nicht nur, dass Michaela anscheinend nicht memorierbar ist, nein, mir sind im Laufe der Jahre die wunderlichsten Namensvariationen angedichtet worden, beliebig erweiterbar mit frei wählbarem Vornamen: Stadlmann, Stapelmann, Staglmann, Steckelmann, Steckelen, Stättlmann, Stadler, Stattler, Städtler, Steckler usw. usf. Hey! Hört auf damit! Oder wollt ihr mich etwa alle heiraten?! Und wenn es jetzt schon so schlimm ist, wie wird mein Roman dann in den Buchhandlungen geschweige denn im Internet gefunden?!

Jedenfalls musste etwas her, das sich der neugierige Krimi-Leser merken kann, am besten ein Name, der nicht zwingend dazu führte, dass der Roman irgendwann im Querformat gedruckt werden musste.

Und in diesem Post erfahrt ihr, dass man auch mit den Initialen Schindluder treiben kann: Die Initialen bleiben und was man alles daraus machen kann.

Im Rausch  von Mikaela Sandberg. ca. 230 Seiten, ISBN 978-3-95819-122-8, 3,99 €
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