Freudianer, also Leute, die der Lehre von Sigmund Freud, dem Wiener Psychoanalytiker, anhängen, sagen, dass in jeder Handlung ein sexuell gesteuerter Trieb steckt. Damit grenzt man den Begriff meines Erachtens zu stark ein. Sind wir wirklich immer auf Fortpflanzung aus? Oder bereitet es unbändige Freude, viel zu essen, zu tanzen, zu trinken, quasi alle Dämme brechen zu lassen und der eigenen Lust zu frönen?
In Nikija holt sich Jade in der Mensa ein Steak und beißt auf dem Weg zum Tisch hinein, weil sie ihre Gier nicht mehr zügeln kann oder will. Dass Trisha sie auf die Sauce an ihrem Kinn aufmerksam macht, stört sie nicht. Jade will nur noch das Steak in sich hineinstopfen und sich bis zum Anschlag damit ausfüllen. Et voilà, da ist es, das unbändige Verlagen nach mehr, als man braucht, an dem man sich wie Jade berauschen kann. Bei ihr kommt noch die Bulimie dazu, was dem Ganzen einen dramatischen Touch verleiht, aber das Gefühl ist das selbe.
Natürlich bedeutet es nicht, dass jedes Hochgefühl automatisch mit Wollust gleichzusetzen ist oder sofort alle Grenzen verschwimmen. Danach isses aber auch wieder gut; man hat gegessen, Sport getrieben, sich total verausgabt und genossen, was die körpereigene Hormonindustrie zur Verfügung gestellt hat. Und auch das ist meiner Meinung nach Wollust.
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