Ballerina High: Die Welt hinter Klostermauern

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Aufgrund der strengen Tanzausbildung kann man die Youth Ballet High School durchaus als Kloster bezeichnen: Tanze und lerne, schlafe wenig und lebe für deine Obsession, nur so kommst du ins Himmelreich der Tänzer. Hier findet sich der erste Berührungspunkt mit der Todsünde Wollust, wobei ich mich nicht auf die körperlichen Aspekte beschränken wollte. Die Verlegerin hatte sofort wieder Bedenken, wie sie überhaupt meist zögert, wenn ich scheinbare Gegensätze miteinander verbinden will: Was spricht dagegen, die Liebe zu einer abstrakten Sache mit einer Todsünde zu verbinden?

»Eigentlich nichts«, gab sie zu.

Na also, geht doch, dachte ich mir und legte ihr ein paar Tage später den Plotentwurf vor. Beruhigt war sie aber erst, als sie las, wie ich das »erste Mal« im Text darlegte. Und wie ihr bereits gelesen habt, wird die Fantasie des Lesers lediglich angestoßen und rechtzeitig die Tür zum Duschraum der Mädchen geschlossen. Das ist so, weil ich allzu ausführliche Beschreibungen generell vermeide. Die Verlegerin hat dafür das wunderbare Idiom »zu Tode schreiben« geprägt, und das trifft den Nagel auf den Kopf: Ich wollte keine Ikea-Anleitung für 12-18-jährige abliefern. Das entspricht nicht der Zielgruppe der Ballerina-High-Serie.

Jedoch erreichten den Verlag schon während des Schreibens der Dance-Floor-Serie immer wieder Anfragen, warum es zwar endlich Jungs gäbe, die zum Ballettunterricht gehen, aber keine »richtigen« Kussszenen. Ganz einfach: Ballett ist, auch wenn man es sich als Nichtpraktizierender gern anders vorstellt, eine ganz dröge Kiste. Man macht jeden Tag stundenlang die gleichen Bewegungen zur immer gleichen Musik und verausgabt sich bis an die Schmerzgrenze. Freiwillig. Über Jahre. Kurz: Tänzer sind besessene Arbeitstiere. Da verschwendet man nicht viel Gehirnschmalz an den kleinen Flirt zwischendurch, schon gar nicht, wenn man das eine große Ziel vor Augen hat.

Aber, meinte die Verlegerin, ein bisschen Glamour and Pain sollten diesmal schon sein. Zwei Pärchen – Jade und Sam, Trisha und Christopher – erschöpfen sich bereits in Reibereien und Zweifeln, da sollte es zumindest einen Herzensbrecher und ein paar bis zur Verblödung verliebte Mädchen geben. Sorry, liebe Leserinnen, an dieser Stelle musste ich der Verlegern Recht gegeben, so gehört es sich einfach in einer Ballettserie! Und dass Liebe tatsächlich blind macht – nun, das wisst ihr vielleicht schon. Somit hatte ich endlich die perfekte Rolle für Heather, bei der ich mir eine ganze Weile nicht sicher war, ob sie nun zur Edelzicke oder zur echten Freundin wird, und für Elijah, das Objekt ihrer Begierde. Elijah sollte anfangs der nette Junge von nebenan sein, aber – nee, davon gab es schon zu viele. Also mutierte er vom enttäuschten Lover zum maliziösen Womanizer. Und Heather fällt drauf rein. Tja, so ist das Leben.

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