Werkstattbericht – Tatzeit 10. August 2014
Im Übrigen habe ich noch eine wichtige Erfahrung gemacht, nämlich, dass Radfahren in Berlin sehr relaxt, sicher und angenehm ist, viel stressfreier als in Heidelberg. Selbst meine weirden Wackelpartien mit dem halbkaputten Chaos-Fahrrad verlaufen überraschend unproblematisch, denn die Fahrradwege sind breit, sehr gut ausgebaut und die anderen Verkehrsteilnehmer fahren unerwartet rücksichtsvoll. In Heidelberg, wo Radfahren gelebte Anarchie ist, könnte ich mich sicher nicht mit einem dermaßen desolaten Fahrrad auf die Straße trauen – aber hier in Berlin ist es gar kein Problem. Das ist für meinen Ballettroman insofern wichtig, weil Desiree, meine Hauptfigur, eine begeisterte Radfahrerin ist und sowohl die Strecke zwischen ihrer Wohnung und dem Valeska-Gert-Theater als auch die Stecke zwischen ihrer Wohnung und Yannicks Proberaum immer per Rad zurücklegt. Ich hatte mich die ganze Zeit beim Schreiben gefragt, wie glaubwürdig es ist, dass eine Mutter ihre fünfzehnjährige Tochter einfach so allein mit dem Rad durch die Hauptstadt sausen lässt. Ich dachte, vielleicht ist es ja viel zu gefährlich? Desiree wird zwar nicht grad betüttelt von ihrer Mutter, aber insgesamt sollte die Mutter doch durchaus verantwortungsbewusst dargestellt werden.
Aber jetzt weiß ich, dass Berlin eine Stadt ist, in der ein vernünftiges Mädchen mit einem geeigneten, verkehrssicheren Rad sehr problemlos unterwegs sein kann. Ich brauche also meinen Roman nicht dahingehend umzuschreiben, dass Desiree dauernd mit der U-Bahn unterwegs ist.
Roman Nr. 6 im Lit.Limbus Dance Floor. E-Book, ca. 300 Seiten von Nadine Muriel für 0,99 €