Immer für eine Überraschung gut
Manchmal dauert es ein bisschen länger, bis sich Erfolg einstellt. So erging es auch Alicia Mirowna, der Autorin der Überraschungsserie Lit.Limbus Dance Floor, die seit Oktober 2013 im Wunderwaldverlag erscheint. Bettina Unghulescu hat sich mit ihr unterhalten.
Bettina Unghulescu (BU): Hast du eigentlich noch damit gerechnet, dass ein Verlag auf dich aufmerksam wird?
Alicia Mirowna (AM): Nach über zwanzig Absagen und ungezählten unbeantworteten Einsendungen nicht mehr. Aber was sollte ich machen, der Markt ist übersättigt mit Fantasygeschichten und ich konnte nicht damit rechnen, dass ausgerechnet ich das große Los ziehe!
BU: Fantasy?
AM: Ja, ich habe natürlich auch ein Fantasy-Epos in der Schublade liegen, mit dem ich all meine Hoffnungen verknüpft habe. Aber wenn ich ehrlich bin, ist es allerhöchstens Durchschnitt, denn ich habe Jahre daran geschrieben, und das merkt man dem Text an.
BU: In welchem Seitenzahlbereich bewegen wir uns hier?
AM: Ungefähr 500 Seiten, und die Story ist noch nicht mal zur Hälfte fertig … und das will ich wirklich niemandem zumuten. Ich habe mich an einem Herr-der-Ringe-Verschnitt ausgelassen. Es war ganz interessant, aber letztlich habe ich keinen großen Wurf damit gelandet, wie mir auch mein Mann bestätigt hat. Was für mich längst kein Grund zum Aufgeben war!
BU: Warum hast du es dann doch noch mal probiert?
AM: Daran sind meine Töchter schuld (lacht). Meine Älteste meinte, dass ich eine Memme wäre, wenn ich so früh aufgebe und wollte mit mir schon um ihr Taschengeld wetten. Weil sie keine Ruhe gab, habe ich schließlich gesagt: In Ordnung, ich versuche es noch einmal, und wenn es dann nichts wird, ist Schluss. Statt des 500-Seiten-Teils habe ich einen kürzeren Text herausgekramt, den ich schon länger in der Schublade hatte. Es war eine Art vermurkste Kurzgeschichte von einem dicken Mädchen, das sich in der Tanzstunde gegen einen fiesen Tanzlehrer behauptet, und schickte sie ein. Aber da war von Ballett noch keine Rede, ich hatte das Ganze in einer Schule für Standardtänze angesiedelt mit Chachacha und Rumba und so weiter.
BU: Handelt es sich um eine wahre Begebenheit?
AM: So ist es! Meine Freundin und ich besuchten mit 14 natürlich die Tanzschule, um hemmungslos mit Jungs zu flirten. Nur wollten die uns nicht auffordern, weil wir laut, frech und eben nicht so schön schlank und schick waren wie die anderen Mädchen im Kurs. Also tanzten wir miteinander.
Zu allem Überfluss hat dann auch noch der Tanzlehrer einen dummen Kommentar abgegeben, als wir zu zweit ein bisschen unbeholfen übers Parkett stolperten – schön ins Mikro, damit es auch wirklich jeder im Saal hören konnte: „Zum Tanzen muss man eben die richtige Figur haben.“ Das werde ich nie vergessen. Aber zum Glück war meine Freundin nicht auf den Mund gefallen. Sie schaute den Lehrer gelangweilt an und meinte lässig: „Wie gut, dass es noch genügend andere Dinge im Leben gibt, wo es aufs Köpfchen und nicht auf den Hintern ankommt.“ Dann war Ruhe im Karton und in der nächsten Runde hatten wir beide einen „echten“ Tanzpartner.
Lest morgen in Teil 2, wie aus der Chachacha-Stunde ein echter Ballettroman wurde und wie Alicia und Bettina sich zusammenrauften: Aller Anfang ist schwer.