Werkstattbericht Eisprinzessin, Tatzeit: 20.06.2013, 23.10 Uhr
Fragt mich doch letztens jemand, wie ich mich zum Schreiben „in Stimmung“ bringe. In Stimmung? Ich – mich bringen? Hä?
Eine „besondere Stimmung“ finde ich eher hinderlich. Natürlich kommt es auf die Art des Textes an, aber auch dafür kann man ganz prosaisch trainieren, sich in die richtige Verfassung zu bringen bzw. eine Haltung einzunehmen, um eine bestimmte Art von Text zu produzieren. Meine Güte, wie unromantisch! Aber habt ihr schon mal einen Tischler gesehen, der eine Duftkerze anzündet, drei Minuten meditiert und dann die Kreißsäge einschaltet? Rituälchen gibt es natürlich immer, aber es liegt nichts Zauberisches in der Vorbereitung eines Arbeitsplatzes, auch nicht beim Schreiben. Wer das behauptet, kann sich meiner Meinung nach nicht anders dazu überwinden, ein paar Worte zu Papier zu bringen. Gerade in den „schönen Künsten“ ist der Mensch ja so leicht zu blockieren, am einfachsten durch seine eigene Einstellung …
Schreiben könnte man auch als Lebenseinstellung bezeichnen, dem ein Handwerk zugrunde liegt, das der Schreiber wenigstens rudimentär erlernen sollte. Aber bevor ich nur noch böse lästere, verrate ich euch, dass auch ich meine kleinen Spielereien hege. Zum Beispiel höre ich gerne Musik beim Schreiben, am liebsten klassische Sachen oder Instrumentalstücke. Je weniger gesungen und / oder gesprochen wird, desto weniger stören mich die fremden Texte bei der Wortfindung. Deutsche Musik ist deshalb etwas, das ich nur einlege, wenn es sich um Sach- oder Blogtexte handelt. Glossen laufen auch ganz gut. Aber wehe, die Belletristik klopft an die Tür, dann muss es bitte keim- und wortfrei zugehen.
Und dann gibt es auch die fruchtlosen Phasen, in denen ich nicht mal die Kommata richtig setzen kann, weil mir irgendwas querliegt. Was tut der Gelehrte, wenn ihm der Kopf brummt, was tat Fausten? Er ging zu Ostern auf dem Land spazieren. „Hier bin ich Mensch, hier kann ich sein!“ Yo, man, also her mit der Volksmusik, seit ein paar Jahren am liebsten aus dem ehemaligen Ostblock. Aber auch hier gibt es Abstufungen. Wenn es fröhlich kreativ zugehen soll, dann ist rumänische Musik geeignet. Wird es kryptisch, nehme ich mir die Bulgaren vor, für Tiefgang halten die Russen her (wenn man das jetzt mal so platt schreiben darf). Unverständliche Sprachen beflügeln mich. Und wenn all das nichts bringt, schalte ich auf SEGA um, afrikanische Popmusik, die klingt, als würde der Sänger absichtlich einen Tick hinter dem Takt hersingen. Und manchmal kommen auch die Nachbarn in den zweifelhaften Genuss meiner Stimme, wenn ich mir im wahrsten Sinne des Wortes Luft machen muss. Dann wird es aber meist auch nichts mehr mit dem Schreiben, weil ich mich aufs Singen konzentriere – laut, schräg, silbenreich und meist nicht mal mir so richtig verständlich – aber hinterher trotzdem müde, zufrieden und der Meinung bin, etwas getan zu haben. So beuge ich der nächsten Schreibschlappe vor.
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