Werkstattbericht Swanlake, Tatzeit: 24.07.2013, 10.21 Uhr
Ich habe mich gerade durch ein ziemlich hartes Stück DDR-Geschichte gekämpft, denn unsere Lehrerin Sandra Schmitt ist in dem Land, das nie das war, was es hätte sein sollen, aufgewachsen und gehörte zur ersten Künstlergarde.
Doch wie war das damals genau? Die historischen Daten kann man sich heute lässig aus dem Internet fischen – wenigstens das. Nur alles andere, die Emotionen, die innere Entwicklung, die sind nirgendwo belegt. Ich erinnere mich noch ganz gut an den Abend des 9. Novembers 1989, aber meine Erinnerungen haben (leider) nichts mit der politischen dieses Tages zu tun und sind im Tal der Glückseligen anzusiedeln, nämlich an der holländischen Grenze. Erst die drei Jahre, die ich nach dem Mauerfall in Thüringen lebte und arbeitete, haben mir ermöglicht, ein bisschen über die DDR zu erfahren. Angefangen beim Satz „In der DDR war nicht alles schlecht“ bis hin zu unglaublichen Geschichten, die man im Film „Das Leben der Anderen“ versucht hat, nachzuempfinden. In unserer „Platte“ gab es noch echte Hausgemeinschaften, und alle hatten irgendwie Kontakt mit der Stasi genossen oder waren aus dem System gekickt worden. Ein paar dieser Erzählungen habe ich hier einfließen lassen – stark abgewandelt, aber alle auf erschreckende Weise zu Sandra Schmitt passend.
Diese Aussage stammt ebenfalls aus den abendlichen Umtrünken und „Ratschrunden“ unseres Blocks:
Wir sind also nur noch Unterrichtsstoff, der gelangweilten Gymnasiasten zum Auswendiglernen gegeben wird. Ein Treppenwitz der Geschichte, die unsere Familie nur ein ganz kleines Bisschen beeinflusst hat. Wie rührend.
Wer mich also fragen sollte, welche historische Ereignisse meines Lebens ich für die wichtigsten halte, dem könnte ich zwei nennen: den Mauerfall 1989 und den Putsch gegen Gorbatschow 1991. Aber bleibt entspannt, trotz meiner Vorliebe für die Verknüpfung von Fiktion und Geschichte hebe ich mir den Putsch für einen anderen Roman auf.
E-Book, ca. 200 Seiten, mit verlinktem Glossar für 0,99 €