Der Niederrhein-Krimi, der nach Schweden umzog und wieder zurückkam. Werkstattbericht Nr. 3
Wusstet ihr eigentlich, dass sich Bislich-Vahnum und Malmö sehr ähnlich sind? Das war wiederum mein Glück, denn bei meinem Umschreibe-Enthusiasmus hatte ich völlig vergessen, dass ich ja auch die Orte „ummorphen“ muss. Und das, nachdem ich die Urszenen schon mühsam von Wesel auf Malmö umgewurstelt hatte. Denn bei den Straßenzügen sah es ja schon wieder ganz anders aus: Während Malmö eher rechtwinklig exakt daherkommt, geht es in Wesel-Flüren und Bislich wesentlich kreativer zu. Das ist der Rhein mit seinen ganzen toten Armen und Auen geschuldet, die zu den unmöglichsten Zeiten Wasser führen.
Beim ersten Umschreiben tat es mir um die Grav-Insel am meisten leid. In diesem Camper-Kosmos lassen sich so schöne Figuren wie Elena und Udo mit den Leberwursttrüffeln ansiedeln. Dass es dieses Mal Elena geworden ist, die die Spleens mitbringt, liegt daran, dass auch mal eine Frau das Wort haben sollte. Aber wo soll sie mit ihrem Herzallerliebsten wohnen? Udo, der nun Sigurd hieß, hatte sich vor Jahren ein Haus in Strandhem am Meer gekauft und residiert nun dort in der Malmö-Fassung. Das fand ich ganz nett, denn vom Trailer-Campen habe ich überhaupt keine Ahnung und bewegte mich zumindest hier auf sicherem Terrain. („Terräng“ würde Udo sagen.)
Einzig der Ort des Geschehens ist auch in der Malmö-Fassung gleich: ein alter, verfallener Bauernhof, den ich vom Flürener Hasenweg nach Alnarp bei Malmö umgesiedelt habe. Dort gibt es ein Schloss (in der Nähe die Landwirtschaftsschule) mit ein bisschen Wald drum herum, sodass der Diersfordter Wald (Niederrhein) als Alnarper Wald (Schweden) geblieben ist. Eigentlich ideal, um lauter nordische Fabelwesen auftauchen zu lassen, oder?
Nein, das habe ich natürlich nicht gemacht. Die Fabelwesen haben nämlich zu dem Kopf, in dem sich die ganze Story abspielt, keinen Platz mehr. Dazu ist er zu voll mit alltäglichem Horror.