Werkstattbericht zum Schweden-Krimi „Schweig still“, Ullstein Midnight
So, jetzt komm ich zum Eingemachten: Bis 2016 hatte ich schon acht Jugendromane geschrieben. Dafür waren ein paar launige Stunden voller Schwelgereien vergangen, von denen ich überwiegend angenehme oder verklärte Erinnerungen verwurstete. Aber das ist nur die halbe Wahrheit …
Im Grunde ist die Jugend ein scheinbar endloser Schlauch aus Ungeduld, Fehlschlägen, Selbstzweifeln und überbordenden emotionalen Ausbrüchen, die einem problemlos den Tag vermiesen können. Von solchen Momenten hatte ich noch genügend im Fundus. Ich wühlte ein wenig herum und zog eine der intensiveren Episoden hervor, die, so die Rückversicherung diverser Bekannter, in jeder funktionierenden Familie vorkommt. Ihr kennt das sicher auch noch: Man ist so stinkwütend auf die Eltern, dass man sie am liebsten für immer und ewig aus dem eigenen Leben verbannen möchte. Meist ignoriert man die Erzeuger ein paar Stunden, dann ist der Käse gegessen und man spricht wieder miteinander.
Und dann ist da noch die Urangst, die plötzlich Realität wird: Mutter und Vater sind einfach weg. Zurück bleibt eine leere Wohnung, ein chaotisches Haus, vielleicht Spuren, die auf ein gewaltsames Verschwinden hindeuten. Dann gibt es noch die Partys, von denen man zu spät oder verbotenerweise betrunken zurückkehrt und sich allein in der vertrauten Umgebung wiederfindet. Bei wem haben das schlechte Gewissen und / oder der Rausch in solchen Momenten nicht ein Trugbild erzeugt?
Die Jugend ist eine Phase, in der ein Funke genügt, um eine scheinbare Katastrophe auszulösen. Da ich meine Idee schon so lang mit mir herumtrug, war ich demnach nicht sicher, ob der Krimi eine echte Katastrophe vertrug oder sich am Ende herausstellen sollte, dass ein ausgefallenes Hormongemisch auch einen Rausch erzeugen kann. Mit Blick auf die empfohlenen E-Books und dem ambitionierten Gedanken, nun als Self-Publisherin die Charts aufzumischen, entschied ich mich für die Katastrophe. Ich wollte bei dieser Story alles geben, um zu sehen, ob ich auch Krimis „kann“: Natürlich steckt mehr hinter dem Verschwinden von Nellis Mutter. Natürlich ist das Blut in der Küche kein überdimensionaler Ketchup-Fleck. Und natürlich gibt es eine haarsträubende Vorgeschichte, die ich aber noch nicht parat hatte.
Beim Abendbrottisch musterte mein Göttergatte mich kritisch. „Deine Augen glänzen schon wieder so. Hast du ein neues Projekt am Start?“
Ich nickte eifrig. „Ja, ich schreibe einen Krimi“, verkündete ich siegesgewiss. „Und damit knacke ich endlich den Olymp!“
Wie meine Liebsten auf diese Ankündigung reagierten, erzähle ich euch im nächsten Post.
Schweig still von Mikaela Sandberg, ISBN 9783958190894 3,99 €, 200 Seiten, erscheint am 9. September 2016
http://midnight.ullstein.de/ebook/schweig-still/
Beitragsbild von Dante Gabriel Rossetti – http://www.nationalmuseum.se/sv/Om-Nationalmuseum/For-press-och-media1/Pressbilder1/Prerafaeliterna/Dante-Gabriel-Rossetti-iMonna-Vannai/ [dead link], Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74023