Bettinas allerliebster Werkstattbericht zu ihrem allerersten Ballettroman
Als Alicia meine Version ihres Exposees durchgelesen hatte, blieb es erst mal ein paar Tage ruhig. Ich rief sie an und sah mich mit ihrer „Nachdenklichkeit“ konfrontiert. Ob es wirklich richtig sei, einen jugendlichen Musiker „jenseits des gängigen Schönheitsideals aufzubauen und ihm eine nicht minder ungeschlachte Tänzerin gegenüberzustellen“. „Jou“, sagte ich, „mir gefallen die beiden nämlich, weil sie nicht so ar…“, Hüsteln meinerseits, „aalglatt daherkommen. Damit kann ich mehr anfangen als mit deinen Hollywood-Püppchen.“ Es folgte eine kurze, klärende Diskussion zu ihren ProtagonistInnen mit dem zusätzlichen Ergebnis, dass sie sich mit Dominik und Sofia einverstanden erklärte: Dominik, so heißt der herzige Musiker, hat Glubschaugen, eine ziemlich breite Nase, dafür aber Goldlocken und einen bestürmenden Tenor, der seine körperlichen Unzulänglichkeiten wettmacht. Sofia kann als Tänzerin nicht so sehr mit Grazie, dafür aber mit Dürre aufwarten und muss sich zudem auch noch darüber ärgern, dass ihre Kolleginnen „obenrum“ allesamt besser ausgestattet sind als sie. Dafür hat sie etwas breitere Hüften und, nun, etwas größere Füße. Aber da es ja hauptsächlich um die inneren Werte geht, war mir das erst mal einerlei.
Bettina sah das natürlich anders: „Nicht nur du sollst deine Figuren mögen. Auch die Leserinnen sollen sich in Dominik verlieben, damit sie sich mit Sofia identifizieren können, um richtig in die Geschichte einzutauchen!“ Ob die Leserinnen wirklich glücklich sind, wenn ich ihnen einen Brangelina-Verschnitt liefere? Vielleicht wären sie das. Aber ich nicht. Und es ist immerhin zur Hälfte meine Geschichte. Außerdem gibt es bei Alicia auch unterdurchschnittlich ansehnliche Figuren, und da hat sich auch noch keiner beschwert.
Außerdem kann jemand, der nicht ganz so hipp aussieht, leichter Gegensätze schaffen und ausschlachten. Ich wollte schließlich eine Geschichte mit Ecken und Kanten erzählen, nicht so eine Leinwandsache, in der alles glattgeht und alle gut aussehen. Meine Gestalten sind nun mal ein bisschen schluffig, ein bisschen feige, ein bisschen gemein und in manchen Momenten auch ziemlich doof. Wie echte Menschen. Nur haben meine Figuren ein bisschen mehr Glück und finden am Ende auch tatsächlich, was sie gesucht haben – nur auf anderen Wegen.
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