Überblick
Die ursprüngliche Idee wurde bereits 2012 in einem abgeschlossenen Heftroman namens „Chess Crack“ verarbeitet. Teile der Vorlage finden sich auch in dieser Ausschreibung wieder. Dieses Mal soll eine Roman-im-Roman-Anthologie entstehen, in der unterschiedliche Genres verarbeitet werden. Es werden zwei Settings beschrieben:
In der Out-Time-Handlung verfasst ein unbekannter Autor einen durchschnittlichen Krimi, um ihn an ein großes Verlagshaus zu schicken. Das Kulturdezernat, eine Abteilung der Institution „Schöne Künste“ im elysischen Limbus, weiß bereits, dass der Roman abgelehnt werden wird. Doch das kann das Kulturdezernat nicht zulassen, denn die Ablehnung wird nicht nur für den Autor gravierende Folgen haben. Deshalb werden mehrere Literaturagenten als Figuren in den Roman (In-Time-Handlung) versetzt, um eine Katastrophe abzuwenden.
Die Ausschreibung verläuft in mehreren Phasen.
Phase 1: Geheimnisvolle Hotelgäste (In-Time-Handlung)
Klappentext des mittelmäßigen Krimis
Verfasser: der Autor. Fehler, veraltete Begriffe und Klischees sind beabsichtigt.
London, Sommer 2016, Hotel Metropolitan: Der Geschäftsführer Estefan Rodriguez ist mit den Nerven am Ende. Am Wochenende treffen die verfeindeten Schachmeister Vladimir Prostokowjew und Dimtri Polansky im Blauen Salon des berühmten Hotels “Metropolitan” aufeinander. Ihre letzte Begegnung endete in einem Fiasko. Nur mit Hilfe der Polizei konnte das Schlimmste verhindert werden.
Zu diesem Turnier werden jede Menge Celebritys aus der ganzen Welt erwartet. Für den größten Wirbel dürfte das It!-Girl Charleeene Porter sorgen, dessen Chauffeur der Yellow Press ebenfalls regelmäßig Skandale in die Tastatur diktiert.
Ein ehemaliger amerikanischer Eiskunstläufer und ein verarmter Rockstar werden in einem Hinterzimmer mit Estefan Rodriguez ein sehr lukratives, aber auch lebensgefährliches Geschäft abschließen.
Dann die Katastrophe: Am Morgen des Turniertages wird ein Toter im Büro des Geschäftsführers gefunden. Kommissar Callum Munro nimmt die Ermittlungen auf.
Parallel versuchen die Agenten des Kulturdezernats, den Plot zu korrigieren, um eine Ablehnung des Manuskripts durch den Verlag abzuwenden, ohne dass der oberste Lektor des Kulturdezernats die gefürchtete Geheimwaffe einsetzen muss: den Rotstift.
Aufgabenstellung
Verfasse einen kurzen Ideenabriss zu einer Kurzgeschichte über eine der unten aufgeführten Figuren. Da jede von ihnen den Mord begangen haben könnte, brauche ich von dir
a) die Figur, die von deiner ermordet wird,
b) das konkrete Mordmotiv.
Vorgaben des Klappentextes wie Name, Geschlecht, und Herkunft kannst du nach Belieben verändern, jedoch nicht den Beruf. Das Genre kannst du frei wählen, da die Literaturagenten in der In-Time ausprobieren müssen, welches Genre zur Rettung des Plots behilflich ist. Auch Lyrik und experimentelle Literatur sind möglich. Ob deine Kurzgeschichte, dein Gedicht oder dein Experimentaltext in die Handlung passen, entscheide ich, die Herausgeberin.
Verfasse zusätzlich eine zweiseitige Leseprobe der Kurzgeschichte, damit ich deinen Stil kennenlerne, der ebenfalls ins Gesamtkonzept passen muss.
Buchbranchenkenntnisse sind aufgrund des Settings von Vorteil, aber nicht verpflichtend nötig.
Die Figuren:
Estefan Rodriguez – Geschäftsführer des Hotels „Metropolitan“
Vladimir Prostokowjew – Schachprofi 01
Dimtri Polansky – Schachprofi 02
Charleeene Porter – It!-Girl
Charleeene Porters Chauffeur
Callum Munro – Kommissar
amerikanischer Eiskunstläufer
verarmter Rockstar
7 weitere Gäste
Zusammenfassung:
- Ideenabriss, maximal 1 DIN-A-4-Seite, mit Nennung des Ermordeten, des Mörders, des Mordmotivs und des (Unter-)Genres.
- zweiseitige Leseprobe der Kurzgeschichte, maximal 3600 Zeichen. Von umfangreicheren Einsendungen werden nur die ersten beiden Seiten gelesen.
- Der Teilnehmer versichert, dass es sich um seine eigene Idee handelt. Gleichzeitig stellt er die Herausgeberin von etwaigen Forderungen Dritter frei. Bei Zuwiderhandlung wird er von der Teilnahme an der Anthologie ausgeschlossen.
- Die Herausgeberin entscheidet, welche Ideen in die Anthologie einfließen.
- Sofern die Idee in die Anthologie passt, nennt die Herausgeberin dem Autor eine Deadline, bis zu der die Kurzgeschichte eingeschickt werden muss. Wird diese Deadline nicht eingehalten, scheidet der Autor von der Teilnahme an der Anthologie aus.
- maximale Länge der Kurzgeschichte: 21.600 Zeichen inkl. Leerzeichen
- Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
- Einsendeschluss: 15. April 2020
an Michaela Stadelmann, lektorat@textflash.de, textflash.de
Phase 2: Lizenz zum Lektorieren (Out-Time-Handlung)
Definition: Als Out-Time wird die Welt des Autors und des Kulturverlags bezeichnet.
Das Kulturdezernat im Kulturverlag
Allgemeines
Der Kulturverlag hat seinen Sitz in Berlin und wurde zur Tarnung des Kulturdezernats gegründet. Weitere Niederlassungen befinden sich in München, Hamburg, Frankfurt und Leipzig.
Den Aufbau muss man sich wie in Agentenfilmen und -romanen vorstellen. Es gibt eine zentrale Verwaltung, eine Trainingsabteilung, die Buchhaltung etc. Eine der am wenigsten ernst genommenen Abteilungen ist die Abteilung „Forschung und Entwicklung“. Man tut sich schwer mit Neuerungen. Deshalb wurde z.B. die Entwicklung des E-Books lange Zeit verschleppt. Inzwischen haben sich E-Books etabliert und gelten als legitime Einnahmequelle. Jedoch gibt es nach wie vor genug Agenten, die dem E-Book kritisch gegenüberstehen.
Aufgaben des Kulturdezernats
• Förderung und Erhalt der Meinungsfreiheit
• Förderung und Erhalt der Literatur
• Vermittlung von Kooperationen zwischen Wirtschafts- und Literaturbetrieben
• Kontaktpflege zu den Kulturdezernaten anderer Länder
Finanzen
Wie alle Institutionen ist das Kulturdezernat von den finanziellen Mitteln abhängig, die ihm zugeteilt werden. Sie werden mit den Gewinnen eines gegründeten Scheinverlags aufgestockt. Droht ein Scheinverlag in die Insolvenz zu rutschen, wird alles getan, um die Insolvenz zu verhindern. Bei Nichtgelingen wird ein neuer Verlag gegründet oder ein bestehender aufgekauft, damit die Arbeit des Kulturdezernats fortgesetzt werden kann.
Eine unerwünschte Nebenwirkung während einer Krise sind spontane Emanationen anderer Kräfte oder Entitäten. Selbst wenn der Betrieb nach einer Krise wieder aufgenommen wird und alles in bester Ordnung scheint, ist Vorsicht geboten.
Dezernatskrisen werden fast immer von Wirtschaftskrisen der Out-Time eingeleitet. Die letzte große Krise trat 2009 während der weltweiten Finanzkrise auf.
Die Figuren
Der Autor lebt in der Out-Time in einer Partnerschaft und hat einen Vollzeit-Brotjob. Ein über die Partnerschaft hinausgehendes Sozialleben ist praktisch nicht vorhanden, was beim Autor zur pathologischen Sinnkrise führt. Wenn es ihm richtig schlecht geht, schreibt er am meisten und seiner Meinung nach am besten.
Charlotte Drögenkamp, Deckname Charleeene Porter, Literaturagentin des Kulturdezernats. Sie arbeitet als angestellte Buchhändlerin in einer kleinen Stadtteilbuchhandlung der realen Welt (Out-Time) und versieht gleichzeitig ihre Aufträge in den Romanen (In-Time). Sie hat einen Dan in einer Kampfsportart, kann schießen, saufen, verführen, um Einkaufspreise feilschen und jedes noch so schwache Buch verkaufen. Einen großen Teil ihres Out-Time-Gehalts gibt sie für ihr Leben in der In-Time aus.
Lia Schmitt, Auszubildende zur Buchhändlerin im ersten Lehrjahr, später Literaturagenten-Anwärterin. Sie langweilt sich in der kleinen Stadtteilbuchhandlung in der Out-Time. Der Krimi „Mord im Metropolitan“ ist ihr erster Einsatz im Auftrag des Kulturdezernats. Sie muss sehr viele Dinge selbst entscheiden und tut fast immer das Richtige. Dass sie während eines Einsatzes das Geschlecht wechseln kann und muss, findet sie anstrengend und überflüssig, aber es gehört nun mal zu ihrer Agentenausbildung. Ihrer Meinung nach sind die herkömmlichen Geschlechtereinteilungen repressive Überreste des sich selbst zerstörenden Patriarchats. Sobald sie ihre Abschlussprüfung als Buchhändlerin bestanden hat, möchte sie „irgendwas mit Büchern“ studieren und parallel fest für das Kulturdezernat arbeiten.
Klara Beinhart, Deckname Suzie Wong, ist Antiquariatshändlerin mit je einem Laden in Leipzig und Frankfurt. Ihre Läden stellen derzeit zwei von fünf Schnittstellen zwischen In- und Out-Time dar. Skrupel kennt sie nicht. Allein das Geld entscheidet, mit wem sie zusammenarbeitet, weshalb sie mit allem handelt, was mit Buchdruck und Buchkunst zu tun hat. Hin und wieder kooperiert sie mit einer länderübergreifenden Organisation, über die nur wenig bekannt ist.
Wenn Klara Beinhart mal wieder untertauchen muss, zieht sie sich in ihren Candy-Store in Berlin zurück. Dort lässt sie ihre Wut über die Ungerechtigkeit der Welt an ihren Kunden aus, indem sie ihnen so viele Kalorienbomben wie möglich verkauft.
Renate Geigenbaum-Schüttelmacher, Bibliothekarin in der Bibliothek des Kulturdezernats, betreut auch die Waffenkammer und stattet Literaturagenten mit Wissen und Waffen aus. Auch ihr ist es egal, wer sich bei ihr etwas ausleiht, solang ihre Bücher nicht darunter leiden. Ihre Buchwerkstatt, in der sie als Buchbindemeisterin arbeitet, ist ihre Tarnung. Für ihre Fähigkeit, Bücher so zu binden, dass sie nicht nur wie neu aussehen, sondern es auch sind, ist sie in der Branche berühmt-berüchtigt. Über Klara Beinhart konnte sie schon manchen Buchschatz für die Bibliothek des Kulturdezernats erwerben.
Klara Beinhart und Renate Geigenbaum-Schüttelmacher sind Geschwister.
BDB (Book Data-Base), die allwissende Datenbank, streift als Romanfigur im Auftrag aller Kulturdezernate durch die Literatur. Sie ist nicht nur ein Nachschlagewerk für alle Bücher der Welt, sondern auch für alle Bücher, die noch geschrieben werden. Die Zukunftsbücher kann man nur mit besonderen Benutzerrechten aufrufen, welche nur von BDB vergeben werden.
Herr Seiler, Chef-Controller, ist sehr stolz auf seine Stellung in der Firma. Schon seine Mutter und seine Großmutter glaubten, in der Finanzbuchhaltung des Kulturverlags zu arbeiten. Vom Kulturdezernat hat kein Mitglied der Familie Seiler je gehört.
Im Kulturverlag ist Herr Seiler als direkter Berater der Geschäftsleitung tätig. Ohne es zu wissen, hat er großen Einfluss darauf, welche in der BDB abgebildeten Bücher „erscheinen“ (In-Time) und anschließend veröffentlicht (Out-Time) werden. Somit ist ihm die Tragweite seiner Zahlenspielereien nicht bewusst. Entsprechend anstrengend findet er Diskussionen mit der Obersten Lektorin über das Verlagsprogramm, weil er viele ihrer Argumente nicht nachvollziehen kann. Die Wirtschaftskrise von 2009 empfand er als sehr bedrückend, weil er die Schließung des Kulturverlags fürchtete. Dass er sich deswegen in psychologische Behandlung begab, weiß außer der Obersten Lektorin niemand.
Schreibaufgabe
1. Skizziere auf einer A4-Seite à 1800 Zeichen zu einer der oben erwähnten Figuren,
a) aus welchen familiären Verhältnissen sie stammt,
b) wie diese Figur zu ihrem Job gekommen ist,
c) welche Ambitionen die Figur mit dem Job verbindet.
2. Verfasse zusätzlich eine zweiseitige Leseprobe à 3600 Zeichen (Genre: Gegenwartsliteratur) zu der Szene, in der die Figur vom Kulturdezernat angeworben wird. Obwohl es sich bei allen Figuren bis auf eine um Agenten handelt, solltest du dich sprachlich möglichst weit von Agentenfilmen und -romanen entfernen.
Zusammenfassung:
• Abriss, maximal 1 DIN-A-4-Seite à 1800 Zeichen, zum Werdegang einer Figur
• zweiseitige Leseprobe, maximal 3600 Zeichen (angestrebte Gesamtzeichenzahl der Kurzgeschichte: 21 600 Zeichen) Anm: Leerzeichen sind auch Zeichen!
• Der Teilnehmer versichert, dass es sich um seine eigene Idee handelt. Gleichzeitig stellt er die Herausgeberin von etwaigen Forderungen Dritter frei. Bei Zuwiderhandlung wird er von der Teilnahme an der Anthologie ausgeschlossen.
• Die Herausgeberin entscheidet, welche Ideen in die Anthologie einfließen.
• Teilnehmen darf, wer möchte, auch AutorInnen, die bereits einen Beitrag eingereicht haben.
• Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
• Einsendeschluss für Abriss und Leseprobe: 15. Mai 2020 an Michaela Stadelmann, lektorat@textflash.de, textflash.de
Hier geht es zu Fragen und Antworten https://textflash.de/?p=44260