Thomas ist das, was man in Köln wohl einen „Jeck“ nennt. Ein bisschen verstrahlt, derzeit nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens (glaubt er), aber mit einem goldenen Händchen gesegnet (glaubt auch nur er). Einmal hat er auf der Baustelle etwas selbst machen wollen und zack! waren nach dem Sturz von der Leiter die Lendenwirbel hinüber. Seitdem sucht er nach anderen Geldquellen wie zum Beispiel den Handel mit Optionsscheinen an der Börse. Er findet zusätzlich Trost und Bestätigung im Alkohol, was seine Optionen bei Isabell auch nicht unbedingt steigen lässt.
Der Kölner sagt: Et kütt, wie et kütt, in diesem Fall: knüppeldick! Die Zockerei wirkt sich nicht nur drastisch auf Isabells und Thomas’ Erspartes aus. Der Alkohol beschert ihm nach einer weiteren durchzechten Nacht auch etwas, das ich beim ersten Mal als „Idiotenfresse“ zu lesen glaubte (und zu meiner Schande ziemlich dreckig lachen musste, sorry, not sorry). Und natürlich bestärkt es Isabell in ihrem Wunsch, die Ehe mit ihm zu lösen, weil sie sich unter diesen Voraussetzungen ein weiteres Zusammenleben einfach nicht mehr vorstellen kann. (Ging mir beim Lesen aber auch so.)
Zu meiner Überraschung hat die Autorin Lucia Schwarz auch nicht sooo tief in die Klischeekiste gegriffen. Stattdessen hatte sie für Thomas noch die eine oder andere Überraschung parat. Ganz ehrlich, ich mag Thomas. Aber seine literarische Läuterung hat er sich redlich verdient.
Lucia Schwarz: Liebe ohne Vorurteil
Print: 9783740751326, 328 Seiten, 11,99 €
Auch als E-Book erhältlich
Beitragsbild: N. Horstmeier traumkuenste.de