Werkstattbericht zum Schweden-Krimi „Schweig still“, Ullstein Midnight
Da steh ich nun, ich arme Self-Publisherin
Und bin so klug als wie zuvor!
Gestattet mir das freie Zitat aus Goethes Faust, das mich seit der Oberstufe begleitet. Ich hatte es mir so schön vorgestellt: mit dem Know-how aus neun Jahren Verlagsbranche als Self-Publisherin durchstarten und den Olymp erklimmen! Tja, und dann war es soweit und ich hatte erneut das zweifelhafte Vergnügen, ohne Label durch die Gegend zu stolpern. Es war fast wie 2006, als ich noch keine Ahnung vom Büchermachen hatte und beschloss, dass jetzt ein Verlag her musste, damit endlich was in Sachen Büchern ging!
Nebenbei lektorierte und tröstete und rezensierte ich ein bisschen, aber das brachte mich beim Schreiben auch nicht weiter. Es war frustrierend zu sehen, dass trotz der positiven Entwicklung, die die Self-Publisher-Szene genommen hatte, die Indies immer noch nicht in den Köpfen des Buchhandels angekommen sind. Und das liegt nicht daran, dass die Indies hauptsächlich E-Books produzieren.
Auffallend häufig hörte bzw. las ich in den letzten Monaten Gedankengänge, die mir noch von meinen Anfängen geläufig waren: Wenn wir uns alle zusammenschließen, dann … Wie können wir den Buchhandel auf uns aufmerksam machen … Welcher Anbieter ist der beste … Findet ihr es auch so frustrierend, dass … Ja, das war alles schon mal da.
Fazit Nr. 1: Mist, dass sich nichts geändert hat. Ich werde also immer noch nicht auffallen, wenn nicht eines Tages ein Einhorn vorbeikommt.
Und Fazit Nr. 2: Gut, dass sich nichts geändert hat. So kann ich mir die Hoffnung auf das Einhorn sparen und mich fröhlich mit den anderen Indies ins Gespräch stürzen.
Immerhin hilft mir mein Wissen, die dümmsten Schnitzer zu vermeiden. Aber bringt mich das auch weiter?
Schweig still von Mikaela Sandberg, ISBN 9783958190894 3,99 €, 200 Seiten