Werkstattbericht zum Schweden-Krimi „Schweig still“, Ullstein Midnight
Es ist etwas, hm, uninspirierend, einen Krimi zu konzipieren. Als ich das Exposé für „Schweig still“ fertiggestellt hatte, wollte ich es schon wieder löschen. Mir war schlichtweg das Interesse abhanden gekommen: Bei einem Abenteuerroman kann ich so viele Monster dazu erfinden, wie ich mag, denn am Ende wird ja alles gut und der Held schlägt sie alle. Grob zusammengefasst kann man zwischendurch sogar die Bewältigungsstrategien verändern, ohne dass der Plot großartig aus den Fugen gerät.
Aber ein klassischer Krimi … Der wird quasi von hinten erzählt. Das Verbrechen ist bereits geschehen oder geschieht kurzfristig. Es gibt ein Motiv, das man nicht verändern sollte, wenn man keine Lust hat, den Plot noch mal komplett neu aufzuziehen. Und das bedeutet auch, dass die Entwicklung der Figuren festgelegt ist. Der Böse kann zwar immer noch Anwandlungen von Gutherzigkeit haben, aber er bleibt der Täter. Und der Gute kann ein fieser Möpp sein und Mitschuld tragen, aber wenn man ihn zu stark kriminalisiert und nicht aufpasst, fehlt der Gegenpol zum Bösen. Natürlich gibt es Krimis, bei denen man nicht weiß, wer denn nun welches Label verdient, was dem Können des Autors zuzuschreiben ist. Aber „Schweig still“ war mein erster Krimi-Versuch. Ich fühlte mich alles andere als sicher!
Die ersten drei Kapitel stoppelte ich eher unzufrieden zusammen. Dann überarbeitete ich sie und legte das Projekt gelangweilt zur Seite. Blöde Idee, dachte ich, nach neun Jahren noch mal ganz von vorn anzufangen. Wo sollte das noch mal hinführen? War ich am Ende in einem Büro als Sachbearbeiterin oder Sekretärin vielleicht doch besser aufgehoben?
Ich erwähnte es bereits: Selbstzweifel sind doof. Und ich habe sie bis zum Abschluss des Romans nicht abgebaut. Aber die Unlust, sich nach 10 Jahren Selbstständigkeit dem Bewerbungsverfahren auszuliefern, war noch größer, und so rief ich nach ein paar Tagen Pause die Datei doch wieder auf. Hey, dachte ich mir, ich bin Autorin. Bisher habe ich behauptet, dass das so ziemlich das Einzige ist, was ich kann und was ich auch durchhalte. Und jetzt, wo ich mir endlich alle Freiheiten erkämpft habe, gebe ich einfach so auf?
<Dramatische Pause>
Ihr, die den Roman lest, wisst natürlich, dass ich nicht aufgegeben habe. Aber glaubt mir, das war ein hartes Stück Arbeit. Nicht das härteste, aber eines, das so furchtbar realistisch war, denn ich konnte mich „nur noch“ hinter dem Self-Publisher-Label verstecken. Und was ich damit meine, erzähle ich euch im nächsten Beitrag.
Schweig still von Mikaela Sandberg, ISBN 9783958190894 3,99 €, 200 Seiten, erscheint am 9. September 2016