Zuerst veröffentlicht am 14. Oktober 2014
Letzte Woche ging ich in die Tiefe und kramte meine ersten Erkenntnisse zum Thema Rumänien von 2011 heraus, die ich in Glossen goss und all den Autoren widme, die sich momentan fragen, was man mit Rumänien anfangen kann. (Eine Menge!) Den Audiophilen unter euch empfehle ich die Podcasts STRIGOI aus dem gleichen Jahr, der Rest darf lesen.
Ja, es ist nicht leicht. Um nicht zu sagen: Es ist eine Sauarbeit. Geradezu höllisch, ohne Aussicht auf Besserung. Denn wir durften ja schon feststellen, dass die lateinischste aller lebenden Sprachen auf Biegen und Brechen beugt, was zu beugen geht, und wenn das so weitergeht, beuge ich mich der sprachlichen Höllenmacht und …
Der einzige Umstand, den man dem Land zugute halten könnte ist der, dass Rumänien einen König hat. Politisch ist er zwar nicht mehr der Rede wert. Aber wo ein König, da ein Königreich und mit ein wenig Glück auch ein wenig Zauberei. Vielleicht. Irgendwann …
Immerhin sprechen um die 23 Millionen Menschen diese verdammte Sprache, ohne verrückt zu werden. Ein tiefer Seufzer entringt sich meiner Brust. Ich werde NICHT aufgeben. Schließlich geht es auch um so was wie meine Ehre. Und wie es sich für eine richtige eroina gehört, bediene ich mich der Hilfen, die ich habe. Schauen wir mal, wo sich der Sidekick aufhält, der in Hollywood bei unerträglicher Spannung für erlösende Lacher sorgt.
Und dann braucht man noch einen Eremiten oder einen Mentor und schwupp: da sind sie, die Wurzeln … versteckt in der Übersetzung des „Land des Bösen“, in ţara răului.
Trebuie să-m recunosc rădăcenii. Ich kehre zurück zu meinen Wurzeln, sprich: redetschini, klingt wie Radieschen. Lecker. Hey, das ist cool! Gleich geht’s mir besser, ich packe den Wanderstock fester und marschiere weiter.
Da, ein Und-ich-und-auch! Wenn mein Vater dieses Ungetüm anbrachte, hielt ich es für ein Wortspiel, aber es heißt tatsächlich şi eu şi tu. Diese unverbrüchliche Ehrlichkeit der rumänischen Lebenseinstellung hat wohl so manchem das Leben gerettet: wenn ja, dann für immer. Und funktioniert nicht so der immerwährende Kreislauf des Lebens? Pîna te calcă nevoia sau te ia dracul, bis dich das Elend tritt oder der Teufel dich holt – von Ewigkeit zu Ewigkeit, în vecii vecilor … Wundert man sich da noch, dass dieses Land niemals von einem anderen gefressen wurde, sondern mit grammatischen Rätseln, Gehirn zersetzenden Übersetzungsfallen und einer Auswahl an Begriffen, die pro Vokabel 2-3 Alternativen bereithalten, überlebte? Glorie eleyson! Es lebe die geistige Größe in der Steppe des Ardeal! Mir wird ganz wirr ob der psychischen Überlegenheit. Das Ziel vor Augen, krieche ich gebeugt & gebeutelt weiter auf die gloriose Gestalt zu, die meine Rettung in der Hand hält: das goldene Wörterbuch.
„Du bist gekommen, bine aţi venit“, verkündet die Stimme des allwissenden Eremiten. „Bine v-am găsit“, röchele ich erschöpft und breche auf dem Langenscheidt zusammen. Ich habe dich gefunden. Wobei ich bei Letzterem noch nicht ganz sicher bin, ob es wirklich so ist – mit all den Sprachfallen …