Werkstattbericht zum Schweden-Krimi „Schweig still“, Ullstein Midnight
Wenn man sich ein Thema längerfristig abgewöhnen will, dann sollte man folgende Methode wählen: Sommer und Herbst 2015 vergingen mit verbissenem Konzipieren und Schreiben. Ballett, Ballett und noch mal Ballett bestimmten so ziemlich alles, was über meinen Schreibtisch ging. Furchtbar. Ich zog die Serie trotzdem durch. Schließlich hatte ich mehrere Monate Arbeit wettzumachen!
Nach Abschluss der Arbeiten (schreiben, lektorieren, Cover bauen, E-Book bauen, Print-Vorlage basteln, Werbung vorbereiten, Titel anmelden, Auslieferung überwachen, aaargh …) war ich richtiggehend platt. Ausgebrannt. Nein, nicht völlig hinüber, aber immerhin so klug, erst mal eine Pause einzulegen. Ich hätte auch problemlos weiterschreiben können, denn in meiner virtuellen Schublade lagen noch mindestens fünf Exposés für eine weitere Ballett-Serie. Nur hatte ich im Dezember 2015 keine Lust mehr dazu. Das Leben hat schließlich mehr zu bieten als die ewige Tipperei!
Wenn man über mehrere Jahre Konzepte und Vernetzungen bastelt, um die Leser zu verblüffen, dann will man im Gegenzug irgendwann auch bespaßt werden. Bereits im Sommer 2015 hatte ich mich vom Serien-Stream berieseln lassen, bevorzugt von den Wallander-Verfilmungen, mal der englischen, mal der schwedischen. Dazwischen tummelten sich etliche Tatorte unterschiedlicher „Spannungstiefe“. Und weil es so entspannend war, fingen mein Göttergatte und ich irgendwann an, nach den ersten fünf Filmminuten Wetten auf den Mörder abzuschließen. Whodunnit? Es ist kein Geheimnis, dass sowohl bei Wallanders als auch bei Tatortens der Täter gleich zu Beginn erscheint und sich bis zum spektakulären Showdown durch Unauffälligkeit auszeichnet – nun ja, meistens. Manche Folgen sind auch so gestrickt, dass es mehrere unauffällige Typen gibt, die alle als Täter infrage kommen. Obwohl man es weiß, funktioniert dieses Prinzip immer. IMMER!
Zurück zum Anfang: Als ich im Dezember 2015 nach der Fertigstellung der Ballerina-High-Serie etwas matschig auf der Couch herumhing, tauchte plötzlich die Frage auf, warum ich mir so einen Stress mit dem Ballett mache, wenn man Spannung doch auch mit einem relativ simplen Konzept erzeugen kann – und damit auch viel mehr Leute anspricht.
So, und damit kennt ihr jetzt die Rahmenbedingungen, die zum Krimi führten.
Schweig still von Mikaela Sandberg, ISBN 9783958190894 3,99 €, 200 Seiten, erscheint am 9. September 2016