Der Niederrhein-Krimi, der nach Schweden umzog und wieder zurückkam. Werkstattbericht Nr. 2
Textlich war der neue Schweden-Krimi nach der Überarbeitung besser als die niederrheinische Rohfassung. Das ist sonst auch nichts Besonderes, denn in der Rohfassung ordnet man die ganzen wilden Gedanken und schreibt sie irgendwie hin. Da haken noch die Dialoge und die Übergänge funktionieren nicht, wie sie sollen. Man kennt das ja.
Mich machte die Überarbeitung richtiggehend glücklich. Nicht nur, weil ich immer noch darüber nachdachte, was die Leser beim ersten Niederrhein-Krimi abgeschreckt haben könnte, dass sie diesen Krimi nicht in rauen Mengen kauften wie SCHWEIG STILL. War es die Zeitform, das Präsens, die mir beim ersten Mal eingängiger vorgekommen war? Brachten Vicky Steinhauer und Claaßen die komplett falsche Chemie mit? Oder war einfach nur der falsche Veröffentlichungszeitpunkt gewesen?
Eine Leserin, die den Roman DER STILLE RUF DES TODES gelesen hatte, wünschte sich zudem Fortsetzungen mit den Polizisten Selma und Knut, die wesentlich kollegialer miteinander umgehen als Claaßen und Vicky. Also zog ich Selma und Knut aus der Schublade und verpasste ihnen Nachnamen: Selma Björk und Knut Cederlund. Pure Poesie! Und so „poetisch beschwingt“ wuchs auch die Freude an meiner eigenen Idee wieder. (Witzig, wie leicht man sich selbst übertölpelt und felsenfest überzeugt ist, dass es nur genauso so funktionieren kann.)
Davon mal abgesehen hatte es trotzdem den positiven Effekt, dass der Text besser wurde. Die Lieblingswörter, die mir bei der ersten Überarbeitung durchgerutscht waren, fischte ich neben der Umstellung von Präsens auf Präteritum nebenbei heraus. Und ich stellte mal wieder fest, dass die Autorin in mir manche Satzkonstruktionen mag, die ich jedem anderen Autor eigentlich anstreiche. Tja, nun sind sie draußen.