Wie ich Schweden lieben lernte. Werkstattbericht zum Schweden-Krimi „Schweig still“, Ullstein Midnight
Nach meinen üblichen Spielchen – Figuren bis zum Abwinken umbenennen, den Romantitel ändern, bis ich ihn selbst nicht mehr wiedererkenne, jedes Detail anzweifeln und schließlich den ganzen Roman total mistig finden – hätte ich den Roman eigentlich fürs Sommergeschäft auf einer SP-Plattform veröffentlichen können. Aber meine Lust hielt sich in Grenzen, weil ich absolut nicht wusste, wie das Cover aussehen sollte und vor allem, welcher Titel besser passte. Ich fand sie alle blöd: Eurydikes Tochter (Arbeitstitel) / Nymphentochter / Persephones Tochter / Orpheos Tochter. Wer ganz genau aufgepasst, hat sicher bemerkt, dass keiner der Titel auch nur eine Spur von Schweden enthält. Beim Cover hätte ich mich sicher mit einer rot gestrichenen Blockhütte an einem mystischen Fjord arrangieren können, damit der Leser auf den ersten Blick weiß, wo der Krimi spielt. Aber ich hatte einfach keine Muße … und schloss deshalb mit mir einen Pakt:
Ich war fix und fertig und hatte meine Selbstzweifel wie schon erwähnt gut genährt. Dazu kam der Gedanke: Was mache ich, wenn es mit dem Krimi noch bescheidener läuft und ich tatsächlich einsehen muss, dass die Schreiberei nie mehr sein wird als ein eitles Hobby? Es kamen noch ein paar Kurzlektorate dazu, die mich zusätzlich vergrätzten. Hatte ich auf Diskussionen mit Ich-habe-das-aber-schon-immer-so-geschrieben-Autoren nicht gänzlich verzichten wollen? Ja, ich gebe zu, in mir schrie alles nach Bestätigung, dass ich das, was ich mache, nicht nur für gut mache, sondern dass ich so gut bin, dass andere es genauso begeistert lesen wollen. Da hatten auch die verschiedenen Lektoratsseminare für Verleger nicht geholfen, die ich in den letzten Jahren als Teilnehmerin belegt hatte.
Also verbrachte ich in der letzten Juliwoche eine anstrengende halbe Stunde mit dem Upload des Romans und der Ergänzung diverser Angaben zu meinem bisherigen „Schaffen“. Sechs Wochen Zeit bitten sich die Lektoren von Ullstein für eine Antwort auf eine Einsendung aus. Ich sagte mir, dass sich sechs Wochen ganz gut überstehen ließen, weil sowieso die Sommerferien im Anmarsch waren. Ich klickte auf „Senden“ – und schob alles, was mit dem Krimi zusammenhängt, in meinem Kopf vorerst ganz nach hinten.
Wie auch immer die Antwort ausfiel, ich würde weder zusammenbrechen noch sterben, aber ich könnte mich selbst endlich besser einschätzen.
Schweig still von Mikaela Sandberg, ISBN 9783958190894 3,99 €, 200 Seiten
http://midnight.ullstein.de/ebook/schweig-still/
Beitragsbild von M. Stadelmann (privat)