Gern werden schicke Begriffe wie »starker Wille« und »Entscheidungsfähigkeit« und noch ein paar andere Sachen angeführt, die ein »glückliches Leben« ermöglichen. Wow! Und jetzt erklär mir mal einer, was das alles eigentlich bedeutet und wie man einen starken Willen »macht« oder »bekommt«.
Und damit sind wir auch schon beim Kern des Problems angekommen: Was im Positiven nicht funktioniert, klappt auch nicht im Negativen. Wenn jemand nicht essen kann, weil die »Seele« es ihm untersagt, ja, dann kann er auch nicht »machen«, dass die Essstörung verschwindet.
Es gibt so viele Seiten über Essstörungen, dass man meinen könnte, es sei bereits alles gesagt. Das stimmt nicht ganz. Es ist viel gesagt, aber auf keiner dieser Seiten findet ein Betroffener die Lösung für seine Störung. Es gibt schlichtweg kein Patentrezept. Das weiß auch Bettany Townsend, die sich in Band 5 mal wieder einen verzweifelten Moment gönnt – ja, so ist sie eben, die gute alte Betty – und Jade nur eine Broschüre zum Thema in die Hand drücken kann. Den Rest muss sie mit ihren Eltern machen, es vielleicht auch allein durchziehen, wenn ihre Eltern nicht bereit sind, sie zu unterstützen.
Die bereits erwähnte Testleserin fragte, nun schon etwas zögernder, ob man wenigstens Jade schneller damit helfen könnte, indem man sie auf ihr Essverhalten anspricht und mit ihr ein Esstraining durchführt, damit sie am Ende nicht doch noch Schaden nimmt. Damit hat man die Auswirkung im Visier, jedoch nicht die Ursachen für die Störung. Die muss man in nervtötender Kleinarbeit, z.B. in einer Therapie, herausarbeiten und hoffen, dass das soziale Umfeld mitspielt – das muss sich nämlich auch ändern …
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