Weitere Auswirkungen nach der Verlagsaufgabe

Ob ihr es glaubt oder nicht: Endlich kann ich wieder (fremde) Bücher lesen, ohne sie unterschwellig auf ihre Markttauglichkeit zu überprüfen. Ich kann auch wieder in Buchhandlungen versacken, ohne mich zu fragen, was die anderen anders machen als ich. Und ich kann vor allem endlich mal den Kopf abstellen, weil ich nicht ständig über neue „Strategien“ nachdenke, wie meine Bücher NOCH interessanter für die Leserschaft werden.

Am reizvollsten finde ich jedoch den Gedanken, selbst wieder mal Bücher zu rezensieren. Aus n.n. definierbaren Gründen rückte die indirekte Art der „Kollegenschelte“ in den letzten Jahren in weite Ferne, wahrscheinlich, weil man „so was“ einfach nicht in der Öffentlichkeit macht, also ggf. „schlecht“ über die Produkte des Branchenkonkurrenten reden. Genauso wenig spricht man zu gut über sie, denn … Nun ja, das habe ich nie ganz verstanden.

Irgendwie gibt es auch recht viele widersprüchliche Dinge bei Verlegers: Man sieht sich eigentlich nicht als Konkurrenz, weil jeder Buchtitel ein Unikat ist. Gleichzeitig geht aber auch nicht sooo viel zusammen, weil … weil der andere mit seinem Unikat besser bei den Lesern ankommen könnte. Oder er die bessere „Strategie“ hat. Oder … Ja, ich weiß, darüber redet man nicht öffentlich. Vielleicht habe ich auch zu viel in die Gespräche mit den Kollegen hineingedeutet. Fakt ist jedoch, dass ich mich inzwischen viel, viel besser fühle, so ganz ohne Verlag. Und das ist ja die Hauptsache.