Werkstattbericht 28. September 2015
Lektoratsendspuuurt! Ich vertreibe mir beim Warten auf die Mondfinsternis die Zeit, indem ich die Änderungsvorschläge aus dem Lektorat in „Fegefeuer“ einpflege. (Zwischendurch hatte ich die brillante Idee, dazu auch noch Mondsongs zu hören, kam von „Dark Side of the Moon“ von Pink Floyd zu „Harvest Moon“ von Neil Young, was mich dazu animierte, mit „Heart of Gold“ weiterzumachen, und als ich bei „Like a Hurricane“ ankam, fand ich, dass der Abend so einen eher ungesunden Verlauf nimmt. Jetzt höre ich wieder die „Lassie Singers“, wie eigentlich meistens in den letzten Wochen. Die haben zwar nichts mit dem Mond zu tun, aber das hat „Like a hurricane“ auch nicht). Insgesamt gibt es für mich sehr viel zu überarbeiten. Besonders enttäuscht bin ich, dass die Verhörszene, auf die ich so stolz war, in dieser Form nicht funktioniert, sodass ich sie komplett umschreiben muss. Na ja, es reicht nicht, tolle Ideen zu haben, man sollte sie auch stimmig umsetzen. *seufz * …
Anm. d. Verlegerin: Auch wenn es allgemein angenommen wird – ich habe mir nicht kichernd die Hände gerieben und böse Worte ins Skript getippt. Es tat mir gerade bei der Verhör-Szene leid, Änderungen anzumerken, da sie trotz allem mit so viel Hingabe geschrieben war. Aber leider, leider …
Man merkt deutlich, dass ich durch all den Beziehungs- und Trennungsfrust doch mehr neben der Spur war, als ich dachte. Ebenso fällt ganz deutlich auf, dass ich im Romanschreiben kaum Erfahrung habe und „Fegefeuer“ zudem mein erster Krimi ist. Der Spannungsaufbau funktioniert noch nicht, denn oft haue ich Infos sofort geballt raus, statt Verdachtsmomente nach und nach zu häufen, und vielfach habe ich Dinge, die ich wichtig finde, komplett überinszeniert (okay, mit Letzterem befinde ich mich zumindest in bester Gesellschaft, denn das hat der Dichter des Nibelungenlieds auch gemacht. Aber ändern muss ich es trotzdem, denn „Fegefeuer“ soll ja im Gegensatz zum Nibelungenlied von vernünftigen Leuten gelesen und nicht einer Horde volltrunkener Ritter vorgetragen werden, die am nächsten Tag sowieso nichts mehr wissen und denen man darum alles fünfmal erzählen muss).
Anm. d. Verlegerin: Also, ich lese trotzdem lieber „Fegefeuer“ mehrmals hintereinander, als mir noch einmal das „Nibelungenlied“ anhören zu müssen. (Wobei, das war auch nur in Auszügen der Fall, aber ich war zu dem Zeitpunkt leider nur Schülerin und nicht volltrunken in eine Blechdose gekleidet. In kompletter Rüstung mit entsprechender Promille-Einlage kann man die gereimten Nibelungen wahrscheinlich besser ertragen.
Echt verrückt, das alles sind Sachen, die ich beim Schreibcoaching oft genug kritisiert habe, aber es dann selbst richtig zu machen, ist doch was ganz anderes. Aber genau dafür gibt es ja das Lektorat – nämlich damit man von all diesen Schwachstellen später nichts mehr sieht. „Fegefeuer“ wird jetzt supercool!
Anm. d. Verlegerin: Logisch!
Gastroman von Nadine Muriel, E-Book, ca. 200 Seiten, 0,99 €