Werkstattbericht 4. September 2015, die 1.
Boah, das ist so furchtbar, ich habe das Manuskript für „Fegefeuer“ jetzt fertig! (Okay, wenn es nicht fertig wäre, wäre das noch viel furchtbarer, aber darum geht es jetzt ja nicht). Seit anderthalb Jahren werkele ich nun an den Ballettromanen. All die Zeit über war Tag für Tag der Gedanke, dass ich noch dies oder jenes daran tun sollte, ständig irgendwie präsent. Dadurch waren Desiree, Iris, Sabrina, Vico und all die anderen in meinem Alltag gewissermaßen allgegenwärtig. Mit ihnen habe ich mehr und intensivere Zeit verbracht als mit den meisten Menschen.
Und jetzt bin ich plötzlich fertig?! – Ach fokken, was soll ich denn den Rest des Abends machen?
Nein, es ist nicht so, dass ich nichts zu tun hätte, mit zwei anspruchsvollen, umfangreichen Schreibcoaching-Aufträgen, einer bevorstehenden Familienfeier nächste Woche und dann ein paar Tage später der großen Federfunken-Jubiläumsparty. Aber ich bin viel zu unruhig, um mich auf irgendwas zu konzentrieren. Meine letzte halbwegs sinntragende Handlung heute bestand darin, dass ich einem Autorenkollegen eine leicht hysterische „Heya-Hilfe- das-Manuskript-ist-fertig“-Mail geschrieben habe. Seitdem hibbele ich überdreht vor dem Rechner herum und rufe alle fünf Minuten meine Facebook-Nachrichten ab, um zu gucken, ob meine Verlegerin schon die Nachricht mit meinen Texten gesehen hat. Meine Güte, ein Teenagermädchen, das grad seinem Schwarm geschrieben hat, ist nichts gegen mich (so, nun wisst ihr auch, wo wir Jugendbuchautoren unsere Inspiration hernehmen. Die Erlebniswelt eines Autors unterscheidet sich nämlich nur rudimentär von der eines Teenagers!).
Anm. d. Verlegerin: An dem Tag war ich auf dem GarchingCon und habe mich von Perry-Rhodan-Autoren berieseln lassen. Ja, ich stehe dazu, ich bin fremdgegangen! Aber manchmal ist der Blick in ein anderes Genre geradezu erfrischend. Auch wenn der Nerd-Level nicht wesentlich niedriger war, als wenn ich einem Verlegertreffen beigewohnt hätte …
Als ich Anfang des Jahres „Feuertanz“ fertig geschrieben hatte, war es ganz anders. Da bin ich nach dem 24-stündigen Nonstop-Schreibmarathon komatös ins Bett gekippt und mir war alles egal. Aber jetzt ist es so schlimm! Die konstante Beschäftigung mit „Fegefeuer“ hat mir über die schlimmste Trennungsphase hinweggeholfen. In Gedanken war ich ja irgendwie doch immer bei Desiree und ihren Freunden, sodass mich das Liebesleid nie vollauf vereinnahmen konnte (oder wie Nora es ausgedrückt hat: „Man kann doch bestimmt nicht hundertprozent traurig sein, wenn einem dauernd Teenager im Kopf herumtanzen.“). Wie soll ich mich denn jetzt ablenken, wenn ich grübeln muss?
Gastroman von Nadine Muriel, E-Book, ca. 200 Seiten, 0,99 €