Werkstattbericht – Tatzeit 16. September 2014
Hatte ich gemurrt, weil ich die Szene, in der Desiree sich mit Chilla über ihre Beziehungsprobleme austauscht, zweimal schreiben musste, da mir die erste Version beim neuerlichen Lesen doch nicht gefallen hat? – Oh, das geht noch besser! Die Szene, in der die Polizisten die Mitglieder von Desirees Musical-Workshop befragen, um herauszufinden, wer die Kostüme zerstört hat, hatte ich schon vor mehreren Wochen geschrieben. Heute Vormittag wollte ich ihr den letzten Feinschliff geben. Dabei gefiel mir das, was ich zu Papier gebracht hatte, plötzlich überhaupt nicht mehr, ich fand das Gefasel konfus und durcheinander. Also wurde es kurzerhand gelöscht und eine neue Version in den Rechner gehämmert. Okay, ärgerlich, aber kennt man ja. Als ich mir dann gegen Abend nochmal in Ruhe mein Geschreibsel zu Gemüte geführt habe, war die Enttäuschung groß: Nein, die neue Version war keineswegs besser als die alte, im Gegenteil. Ihr fehlte jeglicher Pfiff, jegliche Dramatik, jeglicher Witz. Das war nur sachlich-nüchternes Geknödel, in dem Dinge wiedergekäut wurden, die der Leser doch eh längst weiß. Hmp. Also habe ich meine Datenbanken und Mails durchstöbert, um die ursprüngliche Version wiederzufinden. Und tatsächlich: Ich musste im Grunde genommen nur zwei Sätze umstellen und Regina einen weiteren Satz in den Mund legen, schon war das Gespräch auch sinnig strukturiert. Somit war es Version zwei, die nun in die Tonne gewandert ist. Tja, wir Autoren mögen es, uns unnötig Arbeit zu machen …
Roman Nr. 6 im Lit.Limbus Dance Floor. E-Book, ca. 300 Seiten von Nadine Muriel für 0,99 €