Also … ich muss dem jetzt einen Riegel vorschieben, meine Figuren werden mir zu anstrengend. Ich glaube, ich werde ein wenig literarische Strenge walten lassen … sonst kriegt noch jemand einen Herzinfarkt. Ursprünglich hatte ich die Krise, die sich da so
genüsslich abspielt, auf vier Monate festgelegt. Jetzt stelle ich fest, dass das viel zu lang ist, weil weder die Protas noch ich große Lust haben, da auf Teufel komm raus dramatisch abzuhausen. Wie kriegt man den Plot also verkürzt, ohne dass es wie vom Zaun gebrochen aussieht?
Ich habe ein wenig lustlos im Kalender geblättert und bin auf den 28. September gestoßen, den „Tag des Butterbrotes“. Es ist ja nicht so, dass wir in Deutschland nichts zu tun hätten und uns alle naselang einen neuen „Mottotag“ ausdenken müssen wie für einen Kindergeburtstag, weil wir sonst vor Langeweile eingehen, wobei manche Themen … aber das gehört in eine andere Kiste. Und wahrscheinlich gibt es auch einen handfesten Grund für diesen Tag wie z. B. den 23. April, den Tag des Buches (der vom Buchhandel eingeführt wurde, um … aber ich schweife ab). Zum Beispiel kann ich mir für den Butterbrottag vorstellen, dass Schulbeobachter irgendwann Alarm geschlagen haben, weil unsere Kinder immer häufiger ohne Pausenbrot, dafür mit Kleingeld ausgestattet in die Schule gehen und sich dort lieber mit Naschkram eindecken als mit gesunden Sachen – und immer ungesünder und dicker werden. Da hat ein findiger Kopf gesagt: Hey! Wir führen den Tag des Butterbrotes ein und stärken damit gleich mehrere Sektoren: Die Kinder essen ein gesundes Butterbrot (mit Nutella, Marmelade oder fetter Wurst), die Bäcker können noch ein bisschen mehr Backwaren unters Volk werfen und – der wichtigste Punkt überhaupt! – der deutsche Butterberg landet zumindest in einer Minilawine auf den dafür bestimmten Schrippen, Brötchen, Bemmen und wie sie alle heißen. Alle Zutaten müssen natürlich dafür gekauft werden – und alle sind glücklich.
Ich gebe zu, das ist eine etwas einseitige Interpretation. Aber mir fällt momentan nur diese ein. Schöner wäre es natürlich, in allen Schulen Deutschlands Butterbrote zu schmieren und in hungernde Länder zu schicken. Aber bis die dort ankommen, ist die Butter ranzig und das Brot … ach, lassen wir das. Wer weiß, was hinter diesem Tag steckt, darf es mir gerne via Kommentar verraten.
Jedenfalls: Der Tag des Butterbrotes lässt sich hervorragend mit dem verbinden, was man Brauchtum nennt. Brauchtum wird in Grundschulen hochgehalten, da gibt’s nix! Und weil ich wie gesagt keine Lust habe, das Drama um Babett & Robert nebst Thea, Annika & Lukas bis zum Erntedankfest auszuwalzen, erfolgt der Showdown eben beim Butterbrotfest. Wer sagt, dass das nicht ein alter Dorfbrauch ist, wo die Walthers wohnen? Butterbrote schmieren, Stockbrot backen, Brotsuppe kochen und dazu ein großes Feuer machen. Ich hätte auch die zeremonielle Verbrennung der Zeugnisse des letzten Schuljahres als Dorffest hernehmen können, aber das wäre wohl etwas zu unrealistisch erschienen, zumal das noch stärker unter den Aspekt Umweltverschmutzung fällt.
Also das Butterbrotfest. Bin ja mal gespannt, ob die Herren und Damen Prota- und Antagonisten jetzt ein wenig ruhiger werden oder ob ich doch noch die Peitsche herausholen muss.