„Also, was sich manche Leute einbilden …“
Unsere Nachbarin Uschi ist eine grundgescheite Frau. Nicht nur, weil sie studiert UND anschließend einen Job gefunden hat, der die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zulässt UND auch noch gut bezahlt ist. Sie hat auch das unschlagbare Talent, Dinge mit wenigen Worten auf den Punkt zu bringen. Da sie meist sehr wortgewaltig ins Feld zieht, sperrte ich sofort die Lauscher auf.
Es war einer der Nachmittage, an denen man sich auf dem Spielplatz trifft. Die Grundschulkinder finden es zwar nicht so cool, wenn ihre Mamas die Bänke am Rand des Platzes säumen, aber was will man machen? Selbst auf die kleinen Geschwister aufzupassen, ist in dem Alter schon viel zu anstrengend. Und man hat ja selbst auch Bedürfnisse, die ausgelebt werden wollen. Also duldet man das Servicepersonal und nimmt billigend in Kauf, dass es sich über nichts anderes auslässt als die „lieben Kleinen.“ Hauptsache: abgelenkt.
„Es war doch letztens Elternabend“, hob Uschi zu einem längeren Vortrag an. „Und du glaubst nicht, wer auch gekommen ist? Die Behrensens waren da. Alle beide.“
Die Behrensens sind eine Bilderbuchfamilie. Allerdings würde man sie wohl eher im Struwwelpeter finden als in einer Doku-Soap über die perfekte Erziehung. Auch sie sind beide berufstätig, haben zwei Kinder und in Uschis Augen „zu viel Kohle, um ihre Blagen ordentlich erziehen zu können“. Das fängt damit an, dass Marie-Lisa und Jan-Noël eine „Nachmittags-Oma“ haben, die sich, wie der Name schon sagt, an den Nachmittagen um die Kinder kümmert, während die Eltern „raffen gehen“, wie Uschi immer so schön sagt. Dass sie und ihr Mann auch nicht schlecht verdienen, spielt in solchen Momenten keine Rolle. Diese Oma heißt eigentlich Frau Doeres, ist 72 Jahre alt und stockt so ihre kleine Rente auf. Und trotz der Rund-um-die-Uhr-Betreuung neigen Marie-Lisa und Jan-Noël zu heftigen Ausbrüchen, die zwar nicht aggressiv, aber meist so energetisch geladen sind, dass sie ganze Unterrichtsstunden selbst gestalten, ohne dass der Lehrer etwas dagegen tun kann. Und deshalb waren wohl einige Briefe an die Behrensens gegangen, in denen um mehrere Elterngespräche gebeten wurde – ohne Erfolg … weiterlesen auf portbunghulescu.litlimbus.com