Liebe MitmenschInnen,
ich beobachte eure Aktion gegen die Maskulinifizierung der Welt schon seit ein paar Jahren. Es mag ja sein, dass ein -In hinter einem Substantiv (neutrum) die Wahrnehmung der Frau verändert – also dass Frauen auch als solche wahrgenommen und bei Diskussionen nicht unter den Teppich gekehrt werden. Kann sein, dass ihr euch irgendwann so richtig gut fühlt, weil ihr als Femininas durch die Welt schwebt und sagen könnt: YES! Denen haben wir es gezeigt! Ich gönne es euch von Herzen, genauso wie ich es unserem Fräulein Familienministerin gönne, Bücher zu schreiben, so viele und so überflüssig sie will.
Deshalb habe ich nur eine Bitte an euch, wenn ihr euren Kampf gegen die Maskulinifizierung gewonnen und das -In überall angehängt habt: Fragt die Kurdin in der Aufnahmeeinrichtung, ob sie nach der wochenlangen Flucht mit dem -In endlich wieder schlafen kann. Fragt Chantalle, die Teenage-Mutter, ob sie jetzt besser über Verhütung Bescheid weiß. Fliegt nach Afrika, z. B. ist der Sudan ganz nett, und bringt einer einfachen Frau einen Stift und etwas Papier mit, damit sie das -In sofort ausprobieren kann. Ich gebe zu, das wird schwer, denn im Sudan beträgt die Analphabetisierungsrate bei Frauen 51 %, aber das ist fast eine Fifty-Fifty-Chance! Fragt die Taiwanesin, die Apple-PCs zusammenbaut, ob sie mit dem -In endlich weniger arbeiten darf, um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Aber was sage ich, ihr könnt doch auch im eigenen Land bleiben: Eine KrankenschwesterIn wird demnach wohl eine Lohnsteigerung von 30 % erfahren, ebenso eine Frau in der Buchbranche, und von den zahlreichen Hartz-Vier-EmpfängerInnen will ich gar nicht schreiben, auf die wartete sowieso das Arbeitsparadies – alles nur wegen dem -In!
Einzig bei der KanzlerIn bin ich ein bisschen zwiegespalten. Auch ihre Aktionen beobachte ich seit 2005. Ich glaube, Frau Merkel ist das -In egal. Denn sie hat so viel zu tun mit Flüchtlingen, den minderjährigen Müttern, den Analphabeten und schlecht ausgebildeten Mitbürgern, dass sie diese Arbeit auf eine ganze Regierung verteilen kann. Und ich hoffe, sie lässt auch was für Frauen tun, denn sie war ja selbst mal Bundesministerin für Frauen und Jugend. Ich weiß nicht, wie sie der Idee gegenüber stünde, statt das viele Geld für StudienInnen (und nicht StudentInnen) auszugeben, damit ein paar PlakatInnen zu kaufen, die ihr vor die ReichstägIn mitnehmen könnt, um dort für die RechtIn auf die reale GleichstellerIn zu demonstrieren, weg vom Hirngedöns, worüber sich eigentlich nur die Männer freuen. Dann hätten man auch wieder etwas mehr Geld für so unangenehme Einrichtungen wie Frauenhäuser. Oder besser ausgebildete Lehrer beiderlei Geschlechts und genug Kinderbetreuungsplätze mit besser bezahlten Erziehern. Aber das wäre wohl – hm – fast schon – eine echte RevolutionIn, bei der am Ende sogar noch was herauskommen könnte, wenn frau sich von der philosophischen Nabelschau ab- und den existentiell wichtigen Dingen zuwandte …
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