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Christopher Bennett, der Sohn einer typischen Mittelstandsfamilie, dem aus heiterem Himmel etwas zustößt, womit er aufgrund seines behüteten Lebens nicht gerechnet hat – ich wollte ihn nicht vergessen. Aber welche Aufgabe stellt man einem saturierten Individuum, also einem Menschen, der alles hat, alles kann und auch alles darf? Der Fahrradunfall ließ sich hervorragend in eine neue Richtung ausbauen. Statt den Crash dramatisch aufzubauschen, sollte Christopher zunächst mit ein paar Prellungen und Abschürfungen davonkommen. Dafür muss er sich existenziellen Fragen stellen: Warum lebe ich und wofür? Auf der Basis der finanziellen Sicherheit seiner Eltern kann er sich in eine psychosomatische Klinik begeben, um die Antwort ohne weitere Psychosen zu finden. Das täte auch Faith gut. Aber wie man spätestens im vorletzten Roman sehen wird, scheitert es an der finanziellen Lage ihrer Eltern. Natürlich war das der Verlegerin wieder zu wenig: reicher Junge mit guter Versorgung, armes Mädchen mit schlechter Versorgung – wer stürzt ab? Richtig!
„Langweilig“, meinte sie. Ja, klar, das fand ich auch ein bisschen dürftig, aber so ist die Welt nun mal. Das trug mir fast einen Pippi-Langstrumpf-Video-Nachmittag bei ihr ein. Anscheinend wollte sie, dass ich das Lied „Zweimal drei macht sechs“ auswendig lerne, damit ich mir die Welt mache, wiedewiedewie sie mir gefällt. Wir redeten eine Weile herum, dann stand fest: Christophers Genesung muss a) unbedingt etwas mit Sam zu tun haben, b) mit Faiths Situation vergleichbar sein, c) eine ungewöhnliche Situation als Auslöser haben, am besten etwas mit Wahnvorstellungen.
Dazu muss man wissen, dass die Szene in Carmen, in der Sam vor Christophers Haus wartet, zu diesem Zeitpunkt viel einfacher gestrickt war. Sam tendierte noch zu übermäßig aggressiven Aktionen, was ich aber nach dem Schreiben des fünften Bandes wieder abmilderte, weil es nur noch mehr Klischees aufbrachte. Während des Verfassens des vierten Bandes konzentrierte ich mich bei Christopher deshalb auf die Suche nach der Antwort auf die existenzielle Frage, die Sam für sich schon gefunden hat, aber trotzdem nicht mit seinen Zwängen zurechtkommt, wie Band 5 zeigen wird.
Die Vergleichbarkeit der Situation für Faith und Christopher bekam ebenfalls einen neuen Drive. Faith bringt bereits Erfahrung mit, weil sie weiß, was sie erwartet, wenn sie zu ihrer Mutter zurückkehrt. Christopher dagegen hat keine Ahnung, wie es weitergehen soll, wenn er die Klinik verlassen hat. Entsprechend inaktiv bleibt er im Gegensatz zu Faith, aber das wird erst im sechsten Band aktuell.
Bleibt noch die ungewöhnliche Situation, die bei Faith und Christopher zur Entscheidung führt – was ihr im fünften Band nachlesen könnt.
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