Manche Moden sterben leider nie. Schon als Schülerin habe ich Romane gemieden, die im Präsens, möglichst noch aus der Ich-Perspektive, verfasst waren. Diese beiden Attribute treten meist gleichzeitig auf und nehmen mir die Möglichkeit, eine andere Sicht als die des Erzählers einzunehmen. Folglich fehlt mir mindestens eine komplette Erzählebene. Natürlich ist es auf der anderen Seite spannend, sich so intensiv in den Protagonisten hineinzufühlen. Wenn ich jedoch Abenteuer erleben will, kann ich auch auf Safari gehen; das ist alle Male spannender, als mit einem Buch in der Ich-Perspektive zu Hause auf dem Sofa zu hocken. Aber jugendliche Leser haben diesbezüglich eigene Vorstellungen, und ich wurde von verschiedenen Seiten darauf hingewiesen, dass es schön wäre, die Handlung einmal im Präsens aus der Ich-Perspektive dargebracht zu bekommen. Oookay …
Ich gestehe, dass ich diesem Wunsch nicht ganz nachgekommen bin. In erster Linie sollen Texte, die ich schreibe, mich unterhalten, und dann die Leser. Meine Verlegerin hat dazu eine etwas andere Meinung, aber sie hat andere Aspekte im Blick als ich. Der Kompromiss sieht jedenfalls so aus, dass es pro Kapitel eine kurze Einleitung aus der Ich-Perspektive im Präsens gibt, in welcher der Kapitelinhalt von einer Figur mit eigenen Worten kurz beschrieben wird. Diese Einleitungen halfen mir interessanterweise, die Figuren besser kennenzulernen und weiterzuentwickeln. Trotzdem plane ich keinen Roman im Präsens aus der Ich-Perspektive, was mir die Leser verzeihen mögen.
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