Werkstattbericht, Tatzeit 12.08.2014, 09:48 Uhr
Es sieht gut aus – die Sache mit dem Endspurt. Noch ca. 25 Seiten, dann sollte der fünfte Band fertig sein. Mich stört ein wenig, dass ich so viel aufbauen musste, was ich erst im sechsten Band zu Ende führen kann. Ob ihr mir den Cliffhanger verzeiht?
Die alte Wursthaut Bettina Unghulescu hat mich gestern gefragt, ob ich mit ihr zusammen einen Tante-Thea-Roman schreiben möchte. Tante Thea ist eine alte Dame, die bereits in zwei von Bettinas Romanen ihr Unwesen trieb, bevor uns eine Welle von Literatur über schräge alte Damen von den Beinen gerissen hat, nämlich in „Tante Theas Tod“ und „Showdown am Schafstall“. Das dritte und (wahrscheinlich) letzte Tante-Thea-Romanprojekt hat einen privaten Hintergrund. Bettina betonte und betont, dass die fiktive Tante Thea ein lebendes Vorbild hat – es klang so, als ob sie damit eine weitere Erinnerungshilfe schaffen möchte, die so was wie einen Wendepunkt markiert. Tante Thea kann schließlich nicht ewig leben, genauso wenig wie ihre alten Schwestern, auch wenn wir vermeintlich Unsterblichen, da noch Jüngeren, es nicht wahrhaben wollen.
Bettina beruhigte mich gleich, dass es keine „Altenheimgeschichte“ wird, sie aber auch nicht auf Stützstrümpfe und Tablettendöschen verzichten wird. Und sie wird, wie in den beiden anderen Romanen, Theas Schwestern reaktivieren und alle in ihre alte Heimat in Osteuropa verfrachten. Ihr ahnt es schon, es wird nach Rumänien gehen!
Ich habe nun die ehrenvolle Aufgabe, mich in das Thema „Rumänien“ einzuarbeiten. Das ist aber nicht das einzig Reizvolle. Nach dem ganzen Ballett-Körperkult im „Dance Floor“ möchte ich mich an leichteren Stoffen versuchen, denn die Welt der Schönen und Erschöpften beschränkt sich nur auf einen kleinen Teil der Menschheit. Ich habe die echte Tante Thea auch schon kennengelernt und bin wie Bettina der Meinung, dass man ihr gar nicht genug Texte widmen kann. Von Kollegen habe ich bereits vernommen, dass man sich mit Rumänien ganz schnell selbst frustrieren kann, weil es anscheinend in der Literatur viele Altlasten aus der Diktatur gibt. Zum Glück gibt es aber genügend Ortsgruppen in Deutschland, mit denen ich mich in Verbindung setzen kann. Und dann sind da noch die ganzen Hermesboten, die sich vielleicht mal bei einem Kaffee ausquetschen lassen.