Werkstattbericht, Tatzeit 13.07.2014 23:56 Uhr
Wenn ihr das lest, liegt das Endspiel der Weltmeisterschaft schon ein paar Wochen zurück. Hiermit oute ich mich offiziell: Ich habe zwischendurch das Radio eingeschaltet, eine Folge „Wallander“ geschaut und dann nur geschrieben – geschrieben – geschrieben. (Gerade wurde der goldene Handschuh vergeben, gleich wird der Pokal an die deutsche Mannschaft ausgehändigt werden. Eigentlich hätten die Brasilianer den Pokal verdient, denn sie haben die größten Opfer gebracht.) Auch meine Figuren haben in der Zwischenzeit einiges erlebt: Nach den Müttern sind eine durchgeknallte Tante und Simon, ihr Neffe, zum Zuge gekommen. (Auf der Straße donnert ein Autokorso vorbei, es ist 23:59 Uhr und jetzt höre ich auch, dass das Spiel 1:0 ausgegangen ist.) Und seitdem wälze ich mich in Dingen, die alle schiefgehen können, wenn man ein großes Ereignis schlampig plant: Das Audit hat sich Sandra Schmitt etwas anders vorgestellt. Anscheinend gehen ihre neuen Kollegen inkl. Tibor mit ihrer Meinung eher zurückhaltend um und lassen den Chef machen. Der macht aber nicht so, wie er soll, und entsprechend chaotisch verläuft das Vortanzen. Dazu kommen ambitionierte Eltern, die schlimmer sind als ihre Zöglinge, die eigentlich nur tanzen wollen. (Gerade erklimmen die Spieler der Nationalelf die Stufen zu irgendeinem Dom, in dem der Pokal überreicht werden soll. Alles wird gesäumt von einer Reihe hübscher Damen. Und gleich, sagt der Radiomoderator, werden sie den Pokal „knuddeln“. Und jetzt kommt auch noch die Kanzlerin und verteilt Küsschen. Ob ich das irgendwie in den Roman einbauen kann? Die Verlegerin fällt tot um vor Schreck, wenn ich das tue.) Hier schöpfe ich aus meinem Erfahrungsschatz, aus Erzählungen anderer Eltern und dem, was man im Internet findet, wenn man weiß, wonach man suchen muss. Den meisten Szenen, von denen ihr in diesem Roman lest, liegen aber reale Ereignisse zugrunde, die ich abgewandelt habe. (Jetzt wird der Pokal in die Hand genommen. Leider habe ich nicht verstanden, von wem, weil alle so brüllen.) Falls euch manches davon einfach nur bekloppt vorkommt, dann habt ihr Recht! Es ist bekloppt und immer eine Geschichte wert.
Und da das Radio berichtet, dass gerade am Brandenburger Tor in Berlin gefeiert wird, werde ich, so lang die Schlaflosigkeit mich noch im Griff hat, weitertippen. Denn ich habe auch noch ein paar Highlights zu verbraten.