„Oma …“
„Ja, mein Herzchen?“
„Warum ist die rumänische Musik so schräg?“
„Oma schüttelte den Kopf. Die Musik ist nicht schräg. So klingt rumänische Musik.“
„Aber sie klingt schräg! Die Musiker treffen keinen Ton!“
„Mein Liebling, komm auf meinen Schoß. Damals, als die Hirten noch die gesegneten Täler bewohnten, waren sie ganz allein mit ihren Tieren. Eines Tages saß Florin unter einem Baum. Seine Schafe grasten. Er zog seine Flöte heraus und spielte eine hübsche Melodie. Da antwortete der Hirte Radu hinter dem anderen Berg auf seiner Flöte. Seine Melodie umschmeichelte Florins Spiel. Da setzte Ions Flöte auf der Steppe ein, und so musizierten sie den ganzen Nachmittag bis zum Abend, weit voneinander entfernt und doch ganz nah beisammen. Ihre Tiere jedoch, Schafe, Ziegen und Gänse, blökten, meckerten und schnatterten dazu. So entstand die unvergleichliche, göttliche, rumänische Musik.“
Die Enkelin nickte sehr ernst und schwieg einen Moment. Dann fragte sie: „Oma, wer erzählt mir all die schönen Geschichten aus deinem Land, wenn du nicht mehr bist?“
„Der Wind“, flüsterte Oma und küsste ihr Herzchen zur Nacht.