Orell, das Medium erscheint, weil er von Barbara und Sibylle gerufen wurde, jedoch mit unterschiedlichen Zielen. Barbara will Sibylle klarmachen, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als die Augen zu sehen vermögen. Deshalb ist die Séance mit Orell für Barbara die größte Offenbarung.
Sibylle möchte wiederum demonstrieren, dass es nur das eine Wort gibt, das in der Kirche gelehrt wird. Denn Barbara ist ihr einen Tick zu esoterisch. Und sie ist sicher, dass es mit Barbara ein böses Ende nehmen wird.
Die beiden betreiben 1885 eine Bierstube im Kiez Gesundbrunnen. Hier ist nicht viel Platz für Bibelworte oder Zaubereien. Während Sibylle Gläser wäscht, Essen auf Tellern anrichtet, Worte mit den Gästen wechselt und abends in die Messe geht, kocht Barbara und macht lange Finger. Besonders die Steine in den Taschen des Graveurs Sahir Altın haben es ihr angetan. Immer wieder findet sie darin klackernde Freunde in den aufregendsten Farben. Einer schillert wie ein Regenbogen. Leider staubt er auch ziemlich. Aber wenn Barbara ihn länger in der Hand hält, wird ihr ganz warm.
Einmal ist sie mit dem Stein in der Hand eingeschlafen. Am nächsten Morgen war die Hand rot und aufgetrieben, an den Fingerspitzen kribbelte es unangenehm. Doch Barbara ist immer noch glücklich, denn so spricht der Stein mit ihr. Er will ihr etwas sagen! Wenn sie ihn doch nur verstünde …
Barbara müsste nur den Mut aufbringen, mit Klara über diesen Stein zu sprechen. Die ist auch die Einzige, die übersetzen könnte, was der Stein Barbara zuflüstert. Doch Klara ist mit dem Kolonialwarenhändler Gustav verheiratet. Sie wirkt viel zu realistisch. Und deshalb schweigt Barbara verschämt. Leider.
Denn Klara ist anders. Sie bräuchte nur die Augen zu schließen und sich ein paar Sekunden zu konzentrieren. Und dann, wenn ihre Augen aufgehen und sie den Blick hart und klar auf Barbara richtet, dann würde sie mit der Stimme des Steins flüstern:
„Ich werde dich töten.“
Daliborka: Der Nachtmahr.
Teil 1 der Trilogie Das Geheimnis der Freiheit E-Book, ca. 200 Seiten, Erstveröffentlichung Juli 2019