Manchmal frage ich mich, warum mein derzeitiger Chef Kommissar Claaßen nicht einfach nach Hause geschickt wird. Der Schimanski-Verschnitt vom Niederrhein geht nicht nur mir gehörig auf den Keks. Außer mir will niemand mehr mit ihm arbeiten. Ich will es eigentlich auch nicht, aber na ja. Man kann es sich nicht immer aussuchen.
Schön wäre es ja, wenn Fred nicht den Dienst quittiert hätte. Mit ihm verbindet mich so was wie eine Freundschaft für die Ewigkeit. Nein, nix mit Dingens … Liebe. Das konnte ich mir mit Fred noch nie vorstellen. Das ist eher Seelenverwandtschaft.
Die Freunde von der Toten Dagmar Ritter regen mich auf. Die kommen mir total ferngesteuert vor. Muss daran liegen, dass die alle in der Psychiatrie waren. Wobei, dafür kann man ja nichts. Ich sehe das so ähnlich wie bei Fred. Der konnte plötzlich nicht mehr Polizist sein, weil er zu spät zu einem Einsatz kam, bei dem es um das Leben eines Kindes ging.
Tja.
Nun bin ich hier also ohne ihn in der Dienststelle und hoffe, dass der Claaßen irgendwann verschwindet. Damit ich meinen Stiefel wie davor weitermachen kann.
Ach ja, meine Mutter meinte letztens, dass ich für mein Alter ganz schön durch bin mit allem. „Mit Mitte 30 muss doch noch was gehen“, findet sie. „Was ist mit Mann und Kindern?“
Brauche ich nicht, habe ich beschlossen. Ich bin zufrieden, wenn ich mir meine Uniform anziehen kann. Mehr wollte ich nie. Nein, das stimmt nicht ganz: Der Claaßen ist so widerlich verquer bei allem, was er tut, dass ich am liebsten auch Kommissarin werden würde. Dann könnte ich ihm zeigen, dass er totalen Mist macht, statt immer nur danebenzustehen und zu schlucken. Mal sehen, vielleicht studiere ich ja noch.
Irgendwann.
E-Book, 200 Seiten, ISBN 978-3-95819-141-9, 3,99 €
Taschenbuch, 200 Seiten, ISBN 978-3-95819-930-9, 12 €, erscheint am 9. Februar 2018
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