Spätestens seit Rain Man mit Dustin Hoffman und Tom Cruise weiß ich,
- dass man niemals Joghurt und Orangensaftkonzentrat gemeinsam konsumieren sollte, wenn man nach dem hastigen Verzehr ins Kino gehen will,
- dass Inselbegabungen sexy sein können.
Gib mir eine Figur, die innerhalb weniger Stunden eine Sprache durch Zuhören lernt. (Das könnte ich auch gern.) Nenne sie David (weil David auch in der Urfassung, die in der Schublade gelandet ist, schon so hieß) und verpasse ihr eine Persönlichkeit, die noch undurchschaubarer ist als die der Protagonistin Tuva. Ich brauche solche Figuren, um die Dramatik in der Handlung abzufedern. Jemanden, der notfalls den Hofnarren macht und das Ruder herumreißt, ohne allzu offensichtlich als reitender Bote durch die Szene zu galoppieren. David ist so eine Figur, die den anderen ohne erhobenen Zeigefinger einen Dämpfer verpasst. Er ist neben Tuva mein Liebling, denn wenn David auftritt, kann ich aufatmen. Das ist seine eigentliche Inselbegabung, nicht die Fähigkeit, Sprachen aufzusaugen wie ein Schwamm!
Bereits während des Schreibens von Im Rausch hatte ich vor, David einen eigenen Roman zu verpassen, weil er mir ein wenig wie der brave #Soldat Schweijk erscheint. Er tut nur das, wozu er Lust hat und lernt verdammt schnell, wie er die anderen austricksen kann, ohne selbst zu Schaden zu kommen. Es gab mehrere Momente, in dem ich ihm statt Tom die Hauptrolle neben Tuva geben wollte, aber damit wäre der Text wieder zu stark ins Klischee gerutscht. Das kennt man schließlich: Der Depp ist der Held – nee, das wäre mir zu platt gewesen.
Auch deshalb ist **Achtung Spoiler** Roman Nr. 3 entstanden, der noch in der Schublade schlummert, in dem David jedoch … Nein, das verrate ich noch nicht. Aber dass David sich einen eigenen Roman verdient hat, dürft ihr jetzt schon gern wissen.
Im Rausch von Mikaela Sandberg. ca. 230 Seiten, ISBN 978-3-95819-122-8, 3,99 €
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Mikaela Sandberg bei Midnight Ullstein