Ballett & die Freude am Formulieren

46_Coppelia_im_Heu_Wunderwaldverlag_140Bettinas allerliebster Werkstattbericht zu ihrem allerersten Ballettroman

„Je länger die Sätze, umso glücklicher die Bettina.“ Diese Verlegerin-Aussage macht mich hin und wieder stutzig, besonders, wenn sie mit dem extradicken Rotstift an meinen Texten sitzt und ich nach Wochen einen knallroten Stapel Papier zurückbekomme. Ja, sie hat mir ein paar wirklich tolle Konstruktionen gestrichen, an denen ich teilweise mehrmals mehrere Minuten gesessen habe. Schnüff! Sie waren so ausgeklügelt formuliert, dass eigentlich jeder Depp sie verstanden hätte – aber das fällt ja nun dank der Intervention der allmächtigen Verlegerin aus.

Trotzdem sieht sie es ganz gern, wenn ich an Alicias Texten herumschraube und die in ihren Augen zu einfach geratenen Stellen „aufhübsche“, natürlich nicht nur mit Satzglied-Extensions. Vielleicht hat sie auch Angst, dass ich irgendwann Zeug schreibe, dass sie nicht mehr versteht? Wer weiß das schon! Jedenfalls war es nach der langen Trockenperiode in der Wüste der Blogposts eine richtige Wohltat, wieder in Formulierungen zu baden und damit herumzuspritzen, so oft und so intensiv es ging! Ich muss aber auch sagen, dass die Verlegerin die meisten Wurstsätze dringelassen hat. Vielleicht sind sie ihr auch nicht aufgefallen oder sie war froh, dass ihr in absehbarer Zeit ein Interimstext vorliegt … egal. Nach „Tante Thea“ tat es gut, die Füße in den Formulierungssumpf zu stecken.

Letztlich macht ja diese Freude die Kunst des Schreibens aus – man schreibt mit Hingabe und schwallt mitunter auch mit viel heißer Luft herum, so wie ich das gerade tue, weil ich die Folgeaufgabe bekommen habe, einen Werkstattbericht in mehreren Etappen zu verfassen, das kennt ihr ja schon. Dieser Text über den Text macht auch Spaß, aber nicht ganz so viel, weil ich ja schon weiß, worüber ich geschrieben habe und jetzt nur noch einen Sekundärtext dazu verfasse. Es könnte sein, dass mich das Klappern der Tastatur stärker als der Text in seinen Bann schlägt, weshalb meine Sätze schon wieder länger und die Finger schneller werden. Es könnte allerdings auch zutreffen, dass die Schwallerei dem Bedürfnis, die Finger zu bewegen, entgegenkommt und dabei quasi im Gehirnleerlauf einen Text auszuspucken, der später gepostet wird, während ich in diesem Moment das Klappern der Tastatur genieße. Fakt ist aber in jedem Fall, dass der Spaß am Satzzusammenzimmern nicht kleiner wird. Und das, so Alicia, merkt man meinem Roman auch an. Na dann!

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