Bettinas allerliebster Werkstattbericht zu ihrem allerersten Ballettroman
Und dann kam die Verlegerin. Sie fand die Diskussion zwischen Alicia und mir ja ziemlich amüsant, so lang sie lief. Das wurde schlagartig anders, als sie mein Exposee in den Griffeln hatte. „Bettina, wir müssen reden!“ Okay … wir redeten. Das mit der Musik gefiel ihr dagegen ziemlich gut, auch die Sachen, die vor den Auftritten der „feschen Buben“ hinter der Bühne passieren und was für ein „korrupter Hund“ der Manager doch sei. Aber trotzdem lautete das Urteil: „Zu wenig Ballett!“ Was Alicia natürlich nach allen Regeln der Kunst frohlocken ließ.
Aber wie soll man bitte über Ballett Ballett schreiben, wenn man keinen Bock hat, alle fünf Seiten Ferse-Spitze-ein-zwei-drei einzubauen? Jetzt schlug Alicias Stunde. Sie kramte in ihrer umfangreichen Ballettbuchsammlung – sie steht sogar manchmal nachts auf, um in Antiquariaten nach Ballettbüchern zu recherchieren –, und zog einen Opernführer heraus. „Such dir was aus“, meinte sie, „und bau die Oper in deine Geschichte ein.“
Oookay … Ich brauchte eine Weile, bis ich mich auf die Basics heruntergearbeitet hatte: Gebt mir ein paar schräge Typen, die nicht ganz astrein aussehen, trotzdem was hermachen und ganz witzig werden können. Schneewittchen, Schwanensee, Aschenputtel, Aurora, Giselle, Romeo und Julia und all der Strunz waren aufgrund der ach so hehren Gestaltung nicht ganz passend. Würde Aurora nachts durch Vorarlberg laufen? Nein. Hätte der Zauberer Rotbart ein Problem damit, Siegfried mit dem Auto von der Schwanenprinzessin abzuholen? Ja. Kann man problemlos Sofia oder Dominik sterben lassen? Nein! Blieb also nur noch die Dorfposse um eine laufende Puppe und einen etwas beschränkten und zugleich verknallten Schönling, der eigentlich eine andere heiraten will, gleichzeitig aber nicht erkennt, dass ihn sein Herzblatt „narrt“. Zugegeben, ich habe bei der weiblichen ProtagonistInnen-Rolle eine Figur eingespart und dieses Wechselspiel nur von Sofia durchführen lassen, aber wenigstens hat sie sich dabei ein wenig dämlich angestellt.
Die Verlegerin war jedenfalls zufrieden, Alicia grinste sich eins und bot leutselig ihre weitere Hilfe in Sachen Balletttheorie an. Und ich hatte endlich meinen Freifahrtschein, über alles zu lästern, was nicht bei drei umme Ecke war.
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