Letztens beim multikulturellen Kaffeeklatsch: “Is‘ doch klar, dass Multikulti gescheitert ist“, meinte Babett aus Hildesheim, „es hat sich ja schon früher niemand für die anderen interessiert. Seit Ende des Kalten Krieges …“
„Ach was“, fiel Ayse ein, „der Kalte Krieg war doch auch nur Wettrüsten vom Feinsten.“
„Oh Mann, können wir mal von was anderem reden als über diesen politischen Kram?“, stöhnte Karin. „Die Vergangenheit ist vorbei!“
„Womit du das spezifische Merkmal derselben glasklar dargelegt hast“, brummte Babett und rührte in ihrem Latte Macchiato. „Aber ohne Vergangenheit keine Zukunft!“
„Quatsch.“ Karin knabberte an ihrem Eclair. „Wann hat der Mensch und der Europäer im Besonderen mal aus der Vergangenheit gelernt? Alle wissen, dass es so nicht weitergeht und hauen trotzdem in die gleiche alte Kerbe.“
Wir schwiegen, während die Massen sich durch Einkaufspassage wälzten und einkauften, als wäre heute ihr letzte Tag auf Erden. Da stöckelten drei ziemlich aufgedonnerte Hühner vorbei, die bestimmt schon stark auf die 17 zugingen und sich glichen wie ein Ei dem anderen. Typischer Fall von Modeklon aufgrund mangelhafter Persönlichkeit.
„Ja sag mal,die drehen sich wohl jeden Tag am Dönerspieß, so braun, wie die sind“, kicherte Ayse. „Ist ja schrecklich.“
„Sie leiden eben an europäischer Blässe und die ist derzeit mega out“, stellte Babett fest. „Ob eine von denen sich mal freiwillig ins Hungercamp an der kurdischen Grenze versetzen lässt?“
„Die hispaniolische Chica geht nicht ohne Haarfestiger“, statuierte Karin.
Da stieß ein extrem stylisch gekleidetes Jüngelchen dazu, das von den Hühnern mit Küsschen begrüßt wurde.
„Wow, cooles Cap“, sagte das eine Hühnchen, was is’n das für’n Label, Alda?“