Ballett & Zugfahren in Österreich

46_Coppelia_im_Heu_Wunderwaldverlag_140Bettinas allerliebster Werkstattbericht zu ihrem allerersten Ballettroman

Natürlich habe ich Alicia nicht die ganze Recherchearbeit überlassen. Die interessanten Teile, z.B. die landschaftliche Erkundung der Tatorte, habe ich mir vorbehalten, weil ich dachte, dass es sowieso am schnellsten geht. War natürlich nicht der Fall, wenngleich ich dabei etwas Interessantes über die österreichischen „Öffis“ herausgefunden habe: nämlich, dass es in der Alpenrepublik gar nicht so leicht ist, von A nach B zu kommen.

Wenn man z.B. von Sonntag, wo der Roman spielt, nach Bludenz will, von wo Sofia in die andere Hälfte der zivilisierten Welt zurückkehrt, dann kann das an einem Sonntag im September lässige 90 Minuten dauern. Nippes, denkt ihr, die in Deutschland auf dem Land wohnen, gell? Aber hier können wir wenigstens auf verschiedene Möglichkeiten zurückgreifen, wenn eine ausfällt, weil die Gegend idR dichter bevölkert ist als im Westen Österreichs. Außerdem haben wir nicht so viele Wälder, Bergrücken oder Wiesen zwischen den einzelnen Wohnflecken herumstehen, auf denen die wenigen Häuser sprießen. Und gäbe es nicht in jedem Flecken ein Gasthaus mit Parkplatz, vor dem die Postbusse – das Pendant zu unseren Überlandbussen – starten, dann wäre es dort vielleicht immer noch so zappenduster.

Landschaftlich hat Vorarlberg durchaus seinen Reiz mit seinen grünen Matten und der Einsamkeit. Man darf dort nur nicht ohne Auto unterwegs sein, was ja Sofia gleich zu Beginn des Romans zum Verhängnis wird. Da sie mitten in einer Samstagnacht in Vorarlberg gestrandet ist und auch kein Postbus mehr fährt, muss sie sich ins Hubersche Auto setzen, dessen Besitzer, gelinde gesagt, angeheitert ist. Auf der anderen Seite hätte sie ohne diese Höllenfahrt niemals Dominik an der Bushaltestelle getroffen. Hätte man beizeiten dafür gesorgt, die Infrastruktur des Transportwesens zu verdichten, wäre sie vielleicht ganz entspannt nach Salzburg zurückgekehrt, hätte eine Eins-A-Karriere hingelegt – ja, und worüber hätte ich dann geschrieben? Darüber, dass eine erfolgreiche Ballerina und ein ziemlich reicher Musiker sie nie kennengelernt haben?

So aber hatte ich das Vergnügen, in wunderschönen Namen zu wühlen, angefangen bei Sonntag, Thüringen und Meiningen, was es bei uns in der BRD ja auch gibt, bis hin zu den diversen Spielorten wie Tschagguns – klingt wie eine kleine, in den Bergen vergessene Lokomotive, gell? – die geradezu musikalisch in den verwöhnten deutschen Ohren klingen.

Noch eine andere Sache möchte ich hier aber mal loswerden: Die Deutsche Bahn mag ja umständlich sein und uns manchen Streik bescheren. Aber wenn ich mir anschaue, wie das in Österreich funktioniert, frage ich mich, was wir überhaupt zu meckern haben, denn es geht tatsächlich noch einen Tacken umständlicher.

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