Daliborka: Dunkelweltwesen

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Als Dunkelwesen bezeichnet man Wesen, die nicht im Sonnenlicht wandeln können oder dürfen. Gemeint sind Vampire, Hexen, Tiefsee- und andere Wasserelben sowie gattungsübergreifende Wesen (bestimmte Chimärenarten).

Im Jahr 1815 bezichtigte Napoleon Bonaparte die Dunkelweltgattungen, mit dem Einsatz von Magie den Russlandfeldzug absichtlich in eine Katastrophe geführt zu haben. Daraufhin verloren alle Dunkelweltwesen ihre Anerkennung als auf der Erde frei wandelnde Wesen. Es kam zu heimlichen Expeditionen zum Mittelpunkt der Erde und unerlaubten Experimenten. Das Ziel lautete, das Geheimnis der hitzigen Steine zu lösen, um es gegen die Menschen einzusetzen. 1817 ereignete sich in Westrussland in 4000 Fuß Tiefe eine verheerende Explosion mit der größten gemessenen Emission an Radioaktivität (Stand 1885). Daraufhin erklärte der Rat der Drei alle Dunkelwesen für vogelfrei, da sie sich selbst als Part des Bündnisses der Zwischenweltwesen disqualifiziert hätten.

Die Tiefsee-Elben, auch erste Gattung genannt, litten seit der Entdeckung Amerikas unmittelbar unter den jahrhundertelangen Seekriegen der Seefahrerstaaten. Im wechselnden Geschick der menschlichen Flotten fungierten sie als Retter und Ärzte. Sie brachten im Meer treibende Seeleute zum nächsten Ufer, bis sie von den Seeräubern des 17. Jahrhunderts verraten wurden. Was genau geschah, ist nicht bekannt. Seitdem sind über Bord gegangene Seefahrer sich selbst überlassen. Wie Vampire und Hexen kämpfen sie trotz aller Restriktionen darum, ihre angestammten Lebensräume zu behalten oder zurückzuerobern.

Vampire können sich dieser Sanktion bis heute entziehen, indem sie sich verdingen, Jagd auf andere Dunkel- und Ätherwesen zu machen und sie zu töten. Ihre Situation verschärfte sich, als kurz nach diesem Erlass der Vogelfreiheit plötzlich allerorten die wertvollen „Mondsteine“ verschwanden. Mit ihnen lebten die Vampire bisher unerkannt unter den Menschen und vor allem ohne deren Blut (s. Abkommen von 1649). Die verbliebenen Mondsteine wurden streng bewacht, doch der Verbrauch blieb aufgrund der hohen Anzahl Vampire hoch. 1886 gab es nur noch wenige Mondsteine im Besitz dreier hoher Vampirfamilien. Optimistischen Rechnungen zufolge sollten diese Steine bis knapp nach Beginn des Jahres 1900 reichen. Falls bis dahin kein Ernährungsalternative für Vampire gefunden wird, müssen alle Vampire in die Sonne gehen oder verhungern.

1848 gab das Dezernat Berlin bekannt, alle auf dem Gebiet lebenden Hexen zu zählen. Man wollte nach dem Freiheitskampf in Deutschland einer Revolution der bisher unbehelligt zwischen den Menschen lebenden Dunkelweltwesen vorbeugen. Seitdem benötigt eine Stadtteilhexe einen Wohnberechtigungs- oder Aufenthaltsschein. Über Verlängerung oder Ausweisung entscheidet ein menschlicher Beamter. Da sich die Hexen aufgrund ihrer Tätigkeit nicht immer unterzuordnen in der Lage sind, wurden bis 1850 unzählige Hexen ausgewiesen, um am Waldrand oder noch weiter weg von der sozialen Gemeinschaft zu leben. Den Menschen ging es dadurch schnell schlechter, da nun niemand mehr da war, der mit regulierenden Eingriffen das „soziale Miteinander“ ausglich.

Die zuständigen Dezernate tagten und beschlossen, dass eine Hexe auch einen Menschen heiraten könne, wenn sie ihren Stadtteil nicht verlassen möchte. Diesen kann sie jedoch nicht selbst aussuchen, sondern wird ihm zugeteilt.

Dies war und ist auch die einzige Möglichkeit für sie, den für sie lebenswichtigen Kontakt zu einer menschlichen Gemeinschaft zu erhalten, sofern es für sie schlicht keine Unterkunft in der Nähe eines Dorfes oder einer Stadt gibt.

Daliborka: Die Hexen.
Teil 2 der Trilogie Das Geheimnis der Freiheit E-Book, ca. 200 Seiten, Erstveröffentlichung September 2019