Monika Breitscheid: Fleisch ist meine Rettung. Tod am Niederrhein @midnightebooks

Ich habe Angst vor Fleisch. Ich hasse es! Deshalb bin ich Köchin geworden. Denn nur so kann ich es vernichten.

Gulasch koche ich am liebsten. Wenn die Spitze des Tranchiermessers zwischen die Muskelfasern sinkt und die geschliffene Schneide den Fleischklumpen mit einem Schnitt durchtrennt, fühle ich mich gut. Die Arbeit mit dem Fleischerbeil finde ich auch sehr entspannend. Aber nur, wenn das Fleisch schon ausgeblutet ist. Es darf nichts spritzen. Fleischsaft auf der weißen Jacke macht mich wahnsinnig.

Dann das Zischen beim Anbraten, wenn die rohen Fasern vom heißen Fett augenblicklich verschmort werden … Das ist wie der letzte Atemzug der Vergänglichkeit. Wenn richtig gutes Fleisch nicht so teuer wäre, würde ich den Batzen in die heiße Pfanne werfen und zuschauen, wie das Muskelgewebe durch die Hitze ein zweites Mal nekrotisiert. Das wäre quasi die zweite Stufe des Todes, die eine biologische Masse durchläuft. Stimmt schon, der Tod übt eine morbide Anziehungskraft auf mich aus!

Die Dagmar ist nicht die erste Tote unseres kleinen, eingeschworenen Kreises. Ihr Tod hat alle überrascht, am meisten wohl Martin Michelbrinck. Der hatte doch mit der was laufen! Mir war klar, dass sie irgendwann sterben würde, aber …

Gar nix aber. Die Sache war unter Kontrolle. Da muss jemand was gedreht haben.

E-Book, 200 Seiten, ISBN 978-3-95819-141-9, 3,99 €
Taschenbuch, 200 Seiten, ISBN 978-3-95819-930-9, 12 €
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