Der stille Ruf des Todes: Essstörungen. Warum greift denn niemand ein?

Die Antwort ist simpel. Ein Eingreifen von außen ist erst möglich, wenn die Betroffenen und die Angehörigen es zulassen. Bis dahin müssen sie, so mein Eindruck, jedoch viel durchmachen, um den Kokon durchlässig für Außenstehende zu machen, in den die Betroffenen und die Angehörigen sich einspinnen. Hier spielen Selbstvorwürfe und Schuldgefühle eine große Rolle, s. Wer ist schuld? und die Weigerung, die Tatsache anzuerkennen, dass ein Familienmitglied sich unbewusst dazu bereit erklärt hat, ein massives Problem mit dem eigenen Leben zu tilgen, damit der Rest der Familie weiterleben kann.

Auch das Bild der „schlimmen psychiatrischen Krankenhäuser“ trägt dazu bei, dass Hilfe von außen erst so spät zugelassen wird. Dabei ist die Psychiatrie längst keine Endstation mehr für „hoffnungslos Verrückte“, auch wenn es Fälle wie die des Gustav Mollat gibt, in denen u.a. staatliche Willkür eine Rolle spielt.

Angehörige und Betroffene berichten, dass die Erleichterung groß ist, wenn die Einweisung in ein Krankenhaus erfolgt und sie die Krankheit nicht mehr allein schultern müssen. Das einsame Leiden ist endlich vorbei. Alle Beteiligten können endlich zur Ruhe kommen. Das Gedankenkarussell, das sich um das Essen und den Umgang damit dreht, steht endlich still. Das Misstrauen, das Betroffene und Angehörige untereinander entwickeln, kann endlich losgelassen werden.

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