Ballerina High – Sylphide: Die Sylphide gegen die Völlerei

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Mein Lieblingsuntertitel für die Ballettoper „Sylphide“ lautet „Die Geschichte der versetzten Braut“. Er passt wunderbar zur Todsünde Wollust: Jades Vater Anthony hat sich außerfamiliär jemanden gesucht, die Sache ist aufgeflogen und fertig. Aber, ihr ahnt es, das war diesmal sogar mir zu offensichtlich. Nach zwei Seiten Lektüre wäre der Leser draufgekommen und hätte den Roman getrost beiseite legen können – no, sir!

Ein weiteres Argument gegen die Wollust ist, dass sie nicht Jade betrifft, sondern ihren Vater. Es handelt sich bei Ballerina High aber um eine Jugendbuchserie über Jugendliche, und die Erwachsenen sollten tunlichst die Füße stillhalten, entschied ich. Ich fand es schlimm genug, dass Jades Familie sich in ihre Bestandteile auflöst, da musste ich nicht auch noch auf dem Fehlverhalten der Eltern herumhacken. Viel interessanter fand ich Jades Reaktion. Was geht in einem Jugendlichen vor, dessen Eltern im Begriff sind, sich scheiden zu lassen?

Und natürlich verlangte die Verlegerin, dass ich mindestens noch ein Klischee aufbaue, um es zu brechen. Darin bin ich inzwischen ganz gut, auch wenn die Verlegerin behauptet, dass da „noch mehr“ geht. Also gut, dann machte ich es eben wie bei Eurydike, der ich mit Faiths Suizidversuch ein kleines Denkmal setzen wollte: Dass James gestorben ist, wissen wir. Aber was wurde aus Effie bzw. ihrer Tochter? Anfangs erschien es mir problematisch, dass Jade sich wie ihre Mutter betrogen fühlte. Väter bleiben Väter, auch wenn sie sich von den Müttern trennen. Jedoch wurde mir mehrfach in Gesprächen versichert, dass das Gefühl der Kinder dem des Betrogenseins sehr nah kommt. Und ich war zufrieden, dass ich Effie, der versetzten Braut, aus der Mottenkiste geholfen habe und die Verlegerin damit ihren Klischeebruch bekam.

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