B. Unghulescu: Speise des Himmels

Enkelin: Oma, was ziehen rumänische Kinder an?

Oma: Die Kleidung war aus so feinen Stoffen gearbeitet, dass alle sie haben wollten. Schon Tage vorher raunte es in den Straßen, wenn eine neue Lieferung in die Stadt gebracht werden sollte – erlesenste Stoffe aus den besten Manufakturen der Welt. Wir standen manchmal den ganzen Tag an, nur um diese herrlichen Stoffe sehen zu können, denn nie reichte die Ware für alle.

Enkelin: Oma, war es nicht sehr kalt im Winter, wenn ihr in der Schlange gewartet habt?

Oma: Doch. Der Wind wehte eisig, doch er raunte uns zu: „Geduld, Geduld, bald darfst auch du dich in Brokat und Seide hüllen.“ Und wenn man endlich ein Stückchen Stoff sein eigen nannte, hütete man es wie einen Schatz in Truhen, Schränken und Kommoden.

Enkelin: Oma, wie schmeckt Rumänien?

Oma: Mamaliga war so gut, dass wir tagelang danach anstanden, nur um es zu bekommen.

Enkelin: Auch im Winter?

Oma: Auch im Winter, mein Herzchen. Manchmal standen wir so lange, dass wir schwach und krank wurden, doch in Gedanken konten wir den Brei riechen, ja, fast schon schmecken! Es war wie im Paradies, auf diese göttliche Speise zu warten!

Enkelin: Warum habt ihr nichts anderes gegessen?

Oma: (Pause, dann immer noch keine Antwort) Iss, Kind, iss …

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